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NS-Ausstellung verschoben - Ude verweigerte Eröffnung

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Wenige Tage vor dem geplanten Beginn ist die Eröffnung der neuen NS-Ausstellung im Münchner Stadtmuseum verschoben worden. Nach einer Vorbesichtigung weigerte sich Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), die neue Abteilung zu eröffnen, die sich mit München in der Zeit des Nationalsozialismus befasst.

München (ddp-bay). In der «Süddeutschen Zeitung» (Dienstagausgabe) kritisierte Ude, dass der Umgang mit dem Thema «in keiner Weise angemessen» sei und der Stadt «einer heftigsten Kritik» aussetzen würde. Nun soll ein neuer Kurator mit der Überarbeitung beauftragt werden, wie Münchens Kulturreferentin Lydia Hartl auf ddp-Anfrage bestätigte.

Ude bemängelte, die Auswahl der Exponate könne leicht an eine «kritiklose Ansammlung von Devotionalien des NS-Reichs» erinnern. Nur in einem kleinen Text erfahre man, dass sie von Zwangsarbeitern gefertigt wurden. Einzelne Formulierungen seien zudem verharmlosend oder relativierend. «Ich möchte den Schwerpunkt nicht auf den Devotionalien des NS-Regimes haben, sondern auf dem Charakter der Nazi-Bewegung», sagte Ude.

An die Ausstellung müsse «mit frischem Blick» herangegangen werden, sagte Hartl. «Der politisch-ideologische Kontext wird nicht sichtbar.» Bereits im vergangenen Herbst habe sie gemeinsam mit weiteren Beratern die gleichen Kritikpunkte wie Ude vorgebracht. Dem habe die Kuratorin Brigitte Schütz, die 1993 auch schon die teils umstrittene Schau «München - Hauptstadt der Bewegung» konzipiert hatte, leider kaum Rechnung getragen. Deshalb hatte die Kulturreferentin den OB gebeten, vor der Eröffnung die Schau zu begutachten. Ihre Kritik teile auch Museumsdirektor Wolfgang Till.

Bis September soll der neue Kurator gefunden sein. Nach Einschätzung von Hartl verschiebt sich die Eröffnung der Abteilung auf Dezember. Sie sehe die Möglichkeit, dass «die fehlende Zielrichtung relativ leicht» erarbeitet wird. Der Großteil der Exponate könne erhalten bleiben, müsse aber in den richtigen Kontext gesetzt werden.