Leipzig (ddp-lsc). Auch im 20. Jahr nach der Wende gehen ost- und westdeutsches Kabarett noch sehr unterschiedliche Wege. So arbeiteten Kabarettisten im Osten lieber in klassischen Ensembles als im Westen, sagte der Hamburger Kabarettist Horst Schroth anlässlich des am Sonntag zu Ende gehenden Kabarettistentreffens, der 18. Leipziger Lachmesse.
Allerdings würden solche Kabarett-Kollektive allmählich seltener. «Das hat kommerzielle Gründe. Es ist leichter, sich allein mit den eigenen Inhalten zu vermarkten», erklärte Schroth.
Ingolf Serwuschok, der Geschäftsführer des Leipziger Kabaretts Sanftwut, beklagte eine Konkurrenz zwischen Ost- und West-Vertretern seines Berufsstandes um die Präsenz in den Medien. Im Fernsehen seien meist nur West-Kabarettisten präsent. «Da sieht man bestenfalls mal einen Quoten-Ossi», klagte er.
Sein Kollege Schroth hält diese Kritik für unberechtigt. Ost-Kollegen würden nicht bewusst aus dem Fernsehen herausgehalten. «Natürlich konkurrieren wir alle um Publikum, aber ich finde, dass jeder eine Chance hat», sagt er. Allerdings seien klassische TV-Sendungen wie etwa der ARD-«Scheibenwischer» aus seiner Sicht tatsächlich traditionell westdeutsch geprägt.
Schroths Kabarett-Kollege Serwuschok sieht die regionalen Unterschiede inzwischen weniger zwischen Ost und West, sondern zwischen dem Norden und Süden der Republik, etwa zwischen Bayern und Hamburg.