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Das RSO Wien soll aus dem Österreichischen Rundfunk ausgegliedert werden. Das unklare Szenario einer "Ausgliederung" ist eine umfassende Bedrohung für InterpretInnen, KomponistInnen, Ensembles der "freien" Szene und den musikalischen Ausbildungssektor in Österreich.
Mit dem Radio Symphonieorchester traegt der ORF grosse Verantwortung fuer das oesterreichische Kulturleben. Das betonten einhellig unterschiedliche Interessensver- tretungen, Organisationen und KuenstlerInnen bei einem aktuellen Pressegespraech der Praesidentenkonferenz Musik und des mica - music information center austria.
Die Praesidenten und Sprecher mehrerer nationaler und regionaler Interessensvertretungen wiesen nachdruecklich auf die wirtschaftlichen Zusammenhaenge innerhalb des oesterreichischen Musiklebens hin: Das unklare Szenario einer "Ausgliederung" des RSO ist eine umfassende Bedrohung fuer InterpretInnen, KomponistInnen, Ensembles der "freien" Szene und den musikalischen Ausbildungssektor in Oesterreich.
Prof. Paul Walter Fuerst (AKM, OeSTIG) fuehrte den umfang- reichen Beitrag des RSO fuer das ORF-Programm ins Treffen. Die Auswirkungen des ORF-Sparkurses auf oesterreichische Urheber machte er auch am Beispiel sinkender Tantiemen- zahlungen fest: Mit dem Auslaufen der Vertraege zwischen AKM und ORF Ende 2002 befuerchtet die AKM einen Zahlungsrueckgang um 25%. Prof. Dieter Kaufmann (OeKB, Austro Mechana) rief MusikerInnen zu staerkerem Selbstbewusstsein auf: Bei Sportuebertragungen wuerden immer hoehere Tarife fest- gelegt, gespart werde im Musikbereich. Wolfgang Liebhart (IGNM) unterstrich die Bedeutung des RSO als Chance fuer noch nicht etablierte KomponistInnen, sich an die Oeffentlichkeit zu wenden.
Dr. Helga Rabl-Stadler, Praesidentin der Salzburger Festspiele sowie seit Februar 2002 auch Vorsitzende des fuer Finanzen zustaendigen ORF-Stiftungsrat-Ausschusses, teilte beim Pressegespraech im mica mit, dass gestern abend der Stiftungsrat den von der ORF-Direktion ins Spiel gebrachten Antrag auf Ausgliederung des RSO zunaechst zurueckgestellt habe. Bis zur naechsten Sitzung (Maerz 2003) habe nun die ORF-Direktion allfaellige Vorteile einer solchen Ausgliederung zu analysieren und dem Stiftungsrat auseinanderzusetzen. Rabl-Stadler bezeichnete das RSO als
wichtigen Bestandteil des oeffentlich-rechtlichen Kulturauftrags und nannte es einen "fatalen Irrtum, sich des RSO entledigen zu wollen." Sie forderte umgekehrt einen verstaerkten Einsatz des ORF fuer sein Orchester, das zuletzt 9% Senkung der Nettosubventionssumme zu verkraften hatte und derzeit nur mehr ueber 82 besetzte Stellen verfuegt.
Dr. Sven Hartberger als Direktor des Klangforum Wien trat dafuer ein, nicht das RSO zu rechtfertigen, ueber dessen Bedeutung im Kulturleben Einigkeit herrsche, sondern umge- kehrt auf die Verantwortung der Entscheidungstraeger in ORF und Politik hinzuweisen.
Der Dirigent Ernst Theis nannte die kulturelle Spardebatte in Oesterreich "im Vergleich mit viel weniger reichen Laendern in Osteuropa beschaemend"; beispielsweise in der Tuerkei stuenden Orchester mit 110 bis 120 MusikerInnen auch im Rundfunk "selbstverstaendlich ausser Frage".
Heinz Karl Gruber, Komponist, Chansonnier und ehemaliger Musiker des RSO, machte anschaulich, dass die Entstehung des RSO 1969 einen Qualitaetssprung fuer zeitgenoessische Orchestermusik in Oesterreich bedeutet habe, und skizzierte eine Abwendung des ORF vom RSO als Rueckfall "in die bleiernste Zeit der oesterreichischen Musik." Gruber sieht fuer den Fall einer Ausgliederung keine Strukturen, die das aufgrund seiner intensiven Auseinandersetzung mit zeit- genoessischem Repertoire "wichtigste Orchester Oesterreichs" auffangen koennten. Ein "Kaputtsparen" des RSO waere laut Gruber "der groesste kulturpolitische Skandal, den es je in dieser Republik gegeben hat." Gruber wies nachdruecklich auch auf das 2001 beschlossene ORF-Gesetz und den dadurch u.a. verursachten Entgang von Werbeeinnahmen als eine der Ursachen des Sparkurses hin.
Dem mica wurden zahlreiche weitere Statements und Kommentare uebermittelt, die die breite Unterstuetzung innerhalb des Musik- und Kulturlebens nachlesbar machen. Zu finden unter:
http://www.mica.at/micazine/archiv.php?artid=705
Seitens der Praesidentenkonferenz Musik waren beim Pressegespraech im mica unter anderem anwesend:
Herbert Feldhofer
(Oesterreichische Gesellschaft fuer zeitgenoessische Musik)
Prof. Paul Walter Fuerst
(Praesident, AKM sowie Praesident, Oesterreichische Interpretengesellschaft)
Dr. Primavera Gruber
(Orpheus Trust)
o. Univ. Prof. Dieter Kaufmann
(Praesident, Oesterreichischer Komponistenbund sowie Praesident, Austro Mechana)
Mag. Wolfgang Liebhart
(Praesident, Internationale Gesellschaft fuer neue Musik)
Reg. Rat Herbert Wild
(Praesident, Oesterreichischer Saengerbund)
Mag. Guenther Wildner
(Oesterreichischer Musikrat)
Weitere Unterstuetzende seitens der Praesidentenkonferenz
Musik:
Dr. Werner Schulze und Erika Wagner
(Interessensgemeinschaft NOe Komponisten)
Prof. Mag. Werner Hackl
(Oesterreichische Gesellschaft fuer zeitgenoessische Musik)
Elisabeth Hopfmueller
(Verband fuer evangelische Kirchenmusik in Oesterreich sowie Europaeische Konferenz fuer evangelische Kirchenmusik)
Prof. Mag. Helmut Neumann
(Arbeitsgemeinschaft Klosterneuburger Komponisten)
Wolfgang Seierl
(ARGE Komponistenforum Mittersill)
o. Univ. Prof. Dr. Harald Ossberger
(Oesterreichischer Musikrat)
Weitere Informationen zur Praesidentenkonferenz Musik:
http://www.mica.at/micazine/archiv.php?artid=518
Medieninformation 26.11.2002:
http://www.mica.at/micazine/archiv.php?artid=706
Statements und Kommentare:
http://www.mica.at/micazine/archiv.php?artid=705