Hauptrubrik
Banner Full-Size

taktlos 49: Musikrat nach München, Berlin grüßt Thomas Flierl

Publikationsdatum
Body

Das Musikmagazin taktlos war auch in seiner 49. Ausgabe voll auf der Höhe der Zeit: Müller-Heuser bestellt Schlafwagen erster Klasse, Wirtschaftsbosse begrüßen Thomas Flierls Berufung, Bundespräsident Johannes Rau prämiiert Legos "Kettensägen-Massaker...

München/Bonn: Ungewohnte Bewegung löste in Bonn die Ankündigung des aktuellen taktlos-Themas „Schläft die Musikstadt München?“ aus: Beim Deutschen Musikrat, dessen leitende Angestellten sich wegen des drohenden Umzuges nach Berlin bekanntlich seit drei Jahren im Bummelstreik befinden – wurde eine spontane Betriebsversammlung einberufen. Einstimmiger Beschluss: Sofortiger Umzug in die Bayerische Landeshauptstadt. Dazu Musikratspräsident Franz Müller Heuser, der bereits einen kompletten Schlafwagen erster Klasse reserviert haben soll: Für meine Musikpolitik der ruhigen Hand brauche ich viel Schlaf. Da ist München doch wohl ideal.

Berlin: Hoch zufrieden reagierten Banken- und Unternehmerkreise der Bundeshauptstadt auf die Berufung des PDS-Baustadtrates Thomas Flierl zum Kultursenator. „So wie der ideologisch gestrickt ist, kommt er gar nicht umhin, alle Opern und Orchester dicht zu machen, vor allem, wenn wir immer mit unseren Dienstwägen vorfahren“ – meinte der Pressesprecher der Berliner Bankgesellschaft Olaf Handauf. Mit den gesparten vierhundert Millionen jährlich könne die Stadt dann wenigstens einem Teil ihrer Zinsverpflichtungen nachkommen.

Loccum: Eine Neubesinnung der Bildungspolitik als Konsequenz aus den Ergebnissen der PISA-Studie forderte Bundespräsident Johannes Rau bei der dritten Lernspielzeug-Messe in der evangelischen Akademie Loccum. Kinder, Eltern und Lehrer müssten lernen, in einer sich rasch wandelnden Werte-Welt den Realitäten selbstbewusst ins Auge zu blicken, meinte der Bundespräsident. Mit dem Prädikat „Pädagogisch besonders wertvoll“ zeichnete er Legos Technik-Lernspiel „Das Chicago-Kettensägen-Massaker“ wegen des hohen Kreativitätsbedarfs bei der Synchronisierung der Elektromotoren mit den Microchips aus. Immerhin auf Platz zwei landete das „Lustige Symphoniker-Ballern“, eine Moorhuhn-Variante mit vielen qualitätvollen Musikbeispielen aus dem Stereo-Lautsprecher.

München: Wie die Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ soeben bekanntgab, wird die Münchner Kulturseite jetzt doch nicht in den Lokalteil verschoben. Vielmehr dienen die Kulturberichte ab sofort zur Füllung des ohnehin bröckelnden Gebrauchtwagenmarktes. Dazu SZ-Geschäftsführer André Sonst: „Eine tolle Chance für die Kultur. Diese Seiten werden wenigstens gelesen“.