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Verantwortung

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Die Künstlerausbildung in Deutschland befindet sich in einer tiefen Krise. Massenhaft werden bildende Künstler, Musiker, Schauspieler und Medienkünstler ausgebildet, ohne die realistische Aussicht vom erlernten Beruf auch tatsächlich den Lebensunterhalt bestreiten zu können.

In der Bildenden Kunst ist das Bild am düstersten. Im Jahr 1998 haben nur 274 lebende deutsche Künstler eine Folgerechtsausschüttung erhalten. D.h., bei weniger als 300 Künstlern wurde innerhalb eines Jahres ein bereits verkauftes Kunstwerk noch einmal über den Kunsthandel weiterverkauft. Dieser ernüchternden Zahl standen zum 01. Januar diesen Jahres 43.449 bei der Künstlersozialkasse versicherte bildende Künstler (inkl. Grafiker, Fotografen u.ä.) gegenüber. Und selbst diese hohe Zahl von bildenden Künstlern in der Künstlersozialkasse ist nur ein geringer Anteil der Absolventen von Kunsthochschulen in den letzten Jahrzehnten. Wo sind die vielen geblieben, die in den Kunsthochschulen ausgebildet wurden?

Der Gründungsdirektor desr Kunsthochschule für Medien in Köln, Prof. Siegfried Zielinski, hat vor einigen Jahren gesagt, dass er davon ausgehe, dass die Absolventen seiner Hochschule in der Regel nicht von dem erlernten Beruf werden leben können. Das ist zynisch.

Gehört es nicht auch zur Verantwortung einer Hochschule darauf zu achten, dass die Ausbildung zu dem von den Studenten gewünschten Erfolg führt? Schon längst müssten die Professoren Alarm schlagen und eine Begrenzung der Studierendenzahlen fordern. Aber damit würde man sich ja möglicherweise selbst abschaffen.

Immer mehr junge Menschen drängen in die Kunsthochschulen. Gerade bei jungen Frauen führen die Medien- und Kulturberufe laut der jüngsten Shell-Jugendstudie die Skala der Berufswünsche an. Niemand sagt aber den Jugendlichen, dass sie höchstwahrscheinlich von ihrem Traumberuf nicht werden leben können. Nur die Wenigsten können es ertragen, ihre Kunst dauerhaft durch meist ungeliebte Nebentätigkeiten zu finanzieren. Die meisten geben auf, verlieren wichtige Jahre in ihrer beruflichen Vita. Verbittern.

Die Hochschulen, die Bildungspolitiker und auch wir müssen den Jugendlichen endlich die Wahrheit sagen. Das ist, so glaube ich, ihre und unsere Verantwortung!

Olaf Zimmermann
Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates e.V.

Stand Juni 2001