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(nmz) Bisher liegen 15 Personal-Vorschläge für das künftige Präsidium des Deutschen Musikrates vor. (Dr. Wolfgang Bergsdorf, auf der hier veröffentlichten "offiziellen" Liste noch genannt, zog heute seine Kandidatur zurück). Die außerordentliche Generalversammlung am 23.02.2003 in Bonn-Bad Godesberg hat die Qual der Wahl. Wir liefern die Namensliste - und natürlich einen kleinen Kommentar:
Winfried Anton, Präsident des Bayerischen Musikrates e.V.(vorgeschlagen von: Konferenz der Landesmusikräte*)
Prof. Dr. Hans Bäßler, Vorsitzender des Verbandes deutscher Schulmusiker e.V (vorgeschlagen von: Bund Deutscher Zupfmusiker e.V., Bundesfachgruppe Musikpädagogik e.V., Arbeitskreis Musikpädagogische Forschung e.V.)
Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf, Präsident der Universität Erfurt
(vorgeschlagen von: Landesmusikrat Berlin e.V.) (hat seine Kandidatur mittlerweile zurückgezogen)
Ernst Burgbacher, MdB, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Orchesterverbände - vormals AVV (vorgeschlagen von: Bund Deutscher Zupfmusiker e.V., Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V., Deutscher Harmonika-Verband e.V., Deutscher Zithermusik-Bund e.V., Deutscher Akkordeonlehrer-Verband e.V.)
Prof. Udo Dahmen, Präsident des Percussion Creativ e.V., Vorsitzender des Bundesfachausschusses Popularmusik (vorgeschlagen von: Bund Deutscher Zupfmusiker e.V.)
Dr. Gerd Eicker, Präsident des Verbandes deutscher Musikschulen e.V.
(vorgeschlagen von: Bund Deutscher Zupfmusiker e.V., Verband deutscher Musikschulen e.V.)
Dieter Gorny, Vorstandsmitglied der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V.
(vorgeschlagen von: IDKV -Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft e.V.)
Reinhart von Gutzeit, Ehrenvorsitzender des Verbandes deutscher Musikschulen e.V.
(vorgeschlagen von: Bund Deutscher Zupfmusiker e.V., Jeunesses Musicales Deutschland e.V.)
Christian Höppner, Präsident des LMR Berlin e.V.
(vorgeschlagen von: Verband Deutscher Schulmusiker e.V., Konferenz der Landesmusikräte*)
Prof. Dr. Karl-Jürgen Kemmelmeyer, Präsident des LMR Niedersachsen e.V.
(vorgeschlagen von: Bund Deutscher Zupfmusiker e.V., Konferenz der Landesmusikräte*)
Prof. Dr. Eckart Lange, Präsident des LMR Thüringen e.V.
(vorgeschlagen von: Konferenz der Landesmusikräte*)
Stefan Liebing, Generalsekretär der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V.
(vorgeschlagen von: IDKV - Bundesverband der Verwaltungswirtschaft e.V.)
Dr. Ulrike Liedtke, Vizepräsidentin des LMR Brandenburg e.V.
(vorgeschlagen von: Konferenz der Landesmusikräte*)
Prof. Dr. Christian-Hellmut Mahling, Präsident des LMR Rheinland-Pfalz e.V.
(vorgeschlagen von: Konferenz der Landesmusikräte*)
Jens Michow, Präsident des IDKV - Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft e.V.
(vorgeschlagen von: Bund Deutscher Zupfmusiker e.V., Landesmusikrat Berlin e.V.)
Ulf Werner, Geschäftsführer des Ensemble Resonanz (vorgeschlagen von: Jeunesses Musicales e.V.)
...und ein kleiner Kommentar...
Zunächst erstaunt, wie wenige der knapp hundert DMR-Mitglieds-Verbände von der Möglichkeit Gebrauch gemacht haben, mit Personal-Vorschlägen auf die künftigen Geschicke des Musikrates Einfluss zu nehmen. Tiefe Resignation zu einer Zeit, die den Aufbruch fordert?
Und es erschüttert, dass die ehemaligen geschäftsführenden Vizepräsidenten des bankrotten alten Musikrates, Ulrike Liedke und Eckart Lange über die Liste der Landesmusikräte wieder zur Wahl stehen - als hätten sie diese noch vor zwei Monaten nicht selbst ausgeschlossen, als trügen sie nicht besondere Mitverantwortung an der Pleite. Aber: in übler zeitgeistiger Politikermanier: "Was juckt mich mein Geschwätz von gestern".
Es ist entmutigend - und ein krasses Signal in Richtung Reform-Unfähigkeit - dass Frau Liedke und Herr Lange offensichtlich zurück in verantwortliche Positionen drängen. Beide wollten bis zum Schluss den Rücktritt des vom Insolvenzverwalter komplett zur Untätigkeit demontierten Präsidiums verhindern. Herr Lange war sich nicht zu schade, den unter miserablen Umständen entlassenen Generalsekretär des Musikrates Thomas Rietschel in einem dpa-Interview zumindest leichtfertig zu beschädigen. Frau Liedke betrieb in engem Kontakt mit dem Insolvenzverwalter (entgegen ihrem eigenen Votum während der letzten Generalversammlung, an der Geschlossenheit derMusikrats-Projekte nicht zu rütteln) schon im November die persönliche Aneignung des Einzelplanes 8 (Neue Musik) - was zumindest vorläufig die Amtsenthebung und Kündigung der Projektleiterin Dr. Hannelore Thiemer zur Folge hatte. Wo sich da eine Zukunftsfähigkeit abbilden soll, wissen allenfalls jene Geier, die sich nach einer Zerschlagung des Musikrates gern auf den Kadaver stürzen werden.
Man kann nur hoffen, dass sich bei der Generalversammlung jene innovativen und kompetenten Kräfte durchsetzen, die in jüngster Zeit durch engagierte, konstruktive Arbeit in die Neugestaltung von Satzung und Zielsetzung des Musikrates viel Kraft, Zeit und Kompetenz investiert haben. Nicht die Quote ist gefragt, sondern Qualität, wenn der Deutsche Musikrat eine Zukunft haben soll.
Theo Geißler, Herausgeber nmz