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Berlin (ddp). Wissenschaftler befürchten durch das geplante neue Urheberrecht «gravierende negative Konsequenzen" für den Wissenschaftsstandort Deutschland. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Hans-Peter Strohschneider, sagte dem «Handelsblatt», es sei «in keiner Weise nachvollziehbar, dass deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen künftig verwehrt werden solle, über ihre mit Millionen öffentlichen Mitteln ausgebauten internen Netze die Vorteile digitaler Medien zu nutzen».
Zwar solle die Generalklausel, wonach die Wissenschaft urheberrechtlich geschützte Inhalte auch in digitaler Form unbeschränkt nutzen kann, bis 2009 verlängert werden. Doch dürften Professoren, Mitarbeiter und Studenten elektronische Bestände der Bibliotheken das Material künftig nur noch an speziell dafür eingerichteten Plätzen in der Bibliothek selbst einsehen.
Rainer Kuhlen vom Aktionsbündnis «Urheberrecht für Bildung und Wissenschaft» beklagte, dann müsse sich ein Dozent statt von seinem Schreibtisch oder von zu Hause aus zu arbeiten regelmäßig zur Bibliothek begeben.
Strohschneider kritisierte zudem die geplante Regelung für den Versand von Kopien. Kopien von wissenschaftlichen Aufsätzen müssten künftig ausschließlich per Post oder Fax verschickt werden. «Bei allem Verständnis für die Verwertungsinteressen der Industrie, frage ich mich, wie die Autoindustrie reagierte, wenn morgen festgelegt würde, dass Autos nur noch von Pferden gezogen werden müssten».