Was haben eine überdimensionale Discokugel, ein Fasanenbraten aus Gummi und zig Quadratmeter Kunstrasen gemeinsam? Alle drei waren in den letzten Jahren auf der Bühne der Jungen Oper Weikersheim zu sehen. Und alle drei sind deshalb auch in einem der Filme gelandet, die wir von nmzMedia, der Bewegtbild-Unit der neuen musikzeitung, über die jeweilige Sommeroper gedreht und produziert haben.
Seit 2007 begleitet unser Team die Sommeroper – immer im Auftrag der Jeunesses Musicales Deutschland, die die Junge Oper alle zwei Jahre auf Schloss Weikersheim veranstaltet, und immer verbunden mit großer Vorfreude und immensem Spaß vor Ort. Während der Dreharbeiten durften wir acht beeindruckende Opernpremieren miterleben – ein Genuss, der bei uns Filmemacherinnen und -machern übrigens deutlich länger nachhallt als bei den meisten anderen Opernbesucherinnen und besuchern, denn wir haben beim Schnitt noch einmal ausgiebig das Vergnügen, die gesamte Inszenierung nachzuhören und -zuschauen, während wir die schönsten Arien und beeindruckendsten Momente auswählen, erzählerisch aufbereiten und bei jedem Arbeitsschritt bis zum fertigen Film im Schnittprogramm wieder und wieder durch einfaches Drücken der Leertaste aufleben lassen. Aber es ist nicht die Musik allein, die die Freude an den Opernprojekten in Weikersheim für uns ausmacht: Neben renommierten Dirigenten und Regisseuren und Regisseurinnen treffen wir dort vor allem auch jedes mal junge Sängerinnen- und Sängerpersönlichkeiten, die voll von positiver Energie und Aufgeregtheit einer ihrer ersten großen Premieren entgegenfiebern, und die darauf hoffen dürfen, dass ihr Auftritt im Rahmen der Jungen Oper sie einen großen Schritt näher in Richtung Profikarriere bringt.
Schöne Musikinszenierungen in tollem Ambiente und einem perfekt organisierten Umfeld filmen und dabei mit netten Menschen sprechen – klingt nach einem angenehmen Job, oder? Tatsächlich sind wir als Filmemacher und -macherinnen im Musikbereich dadurch gesegnet, dass wir unser gemeinsames Hobby – die Musik – zum Beruf machen konnten, auch ohne selbst die Karriere des Profimusikers oder der Profimusikerin eingeschlagen zu haben. Mehr als 300 ganz unterschiedliche Musikfilmprojekte haben wir seit der Gründung des nmz-eigenen Filmlabels im Jahr 2006 schon verwirklicht. Natürlich nicht nur für die Jeunesses Musicales, für die wir neben der Jungen Oper auch schon viele andere Projekte dokumentieren durften wie zum Beispiel den Kammermusikkurs für junge Instrumentalist*innen oder das „mu:v-Camp“ – eine Musikfreizeit von jungen Leuten für junge Leute. Von Anfang an war das filmische Engagement von nmzMedia genauso eng mit der JMD verknüpft, wie die nmz selbst es seit ihrer Gründung war und immer noch ist.
Aber auch mit anderen Partnern der nmz arbeiten wir eng zusammen: Für den Verband deutscher Musikschulen, den Bundesverband Musikunterricht, für Jugend musiziert oder dessen Initiator, den Deutschen Musikrat, haben wir schon unzählige Filmprojekte verwirklicht. Oft berichten wir auch von Aktivitäten der nmz selbst – zum Beispiel in den unzähligen Videomitschnitten der Gespräche und Podiumsdiskussionen von der Frankfurter Musik- oder der Leipziger Buchmesse.
Spezifische Kompetenz
„Ach, Sie kommen von der nmz … das erklärt einiges“ – diesen Satz haben wir schon oft gehört, zum Beispiel vom Konzertmeister eines süddeutschen Profiorchesters, der sich darüber wunderte, dass jemand, der oder die eine Kamera bedienen und sich um den Ton für die Aufnahmen kümmern kann, im nächsten Moment auch selbst die Rolle des Interviewers einnehmen kann. Dass wir als Filmemacher*innen in der Musik, besonders auch in der Neuen Musik zu Hause sind, hat uns in den letzten 15 Jahren so auch immer mehr Auftragsproduktionen für Institutionen und über Aktivitäten beschert, die nicht immer gleichzeitig auch in der Print-nmz zu finden sein müssen: Wir arbeiten für Musikhochschulen und -Akademien, Konzerthäuser, Festivals und Ensembles, ebenso wie für öffentlich-rechtliche Fernsehanstalten. Die Formate sind dabei genauso vielfältig wie die Auftraggeber: Konzertmitschnitte und Gesprächsrunden, Premierenberichte und Projektvorstellungen, Porträts von Komponist*innen- und Musiker*innen oder tagesaktuelle Blogvideos von großen Veranstaltungen – für Filmaufnahmen in den Bereichen Musik und Kulturpolitik sind wir deutschlandweit unterwegs. Und gelegentlich hat es uns dafür auch schon nach Dubai und Südafrika, in die Schweiz, nach England, Italien, Marokko, Israel und ins Westjordanland verschlagen.
Mit nmzMedia und all den Filmen, die über Musikprojekte unterhalb eines gewissen Lang-Lang-Radars berichten, füllt die nmz eine Lücke: Im Fernsehen gehen die Sendeplätze für Formate, die sich mit klassischer oder zeitgenössischer Musik beschäftigen, seit Jahren immer weiter zurück. Gleichzeitig sind Videos aus dem Netz nicht mehr wegzudenken: Sie sind längst zum festen Bestandteil aller Social-Media-Plattformen geworden. Egal ob auf Facebook oder Instagram, YouTube oder TikTok – wer seine Nutzer*innen erreichen und seine Botschaften eindrücklich übermitteln will, postet ein Video. Und spätestens durch die Pandemie boomen zusätzlich Live-Streams von Veranstaltungen aller Art.
Lange Halbwertszeit
Die nmz hat die Vorteile der multimedialen Berichterstattung schon früh erkannt und zu nutzen gewusst, um ihren Inhalten und damit auch vielen Projekten im Musikbereich eine große Reichweite zu bieten. Schon 1997 startete sie ihren Online-Auftritt, Ende 2005 kamen erste filmische Inhalte hinzu – im selben Jahr, in dem auch YouTube gegründet wurde. Dass Musikdokus, wie wir sie produzieren, heutzutage weniger im linearen Fernsehen ausgestrahlt werden sondern hauptsächlich übers Internet Verbreitung finden, bringt auch viele Vorteile mit sich. Zum einen können Filme so eine um ein Vielfaches längere Halbwertszeit erreichen. Ein Film über einen musikpädagogischen Studiengang an der HMTM Hannover beispielsweise, den wir bereits 2010 produziert haben und der lange auf der Homepage der Hochschule zu finden war, erreichte noch Jahre später hohe Zugriffszahlen, und zwar dadurch, dass sich Semester für Semester immer wieder neue potenzielle Studierende über das Studienangebot dort informierten. Aber nicht nur zeitlich, auch räumlich ist eine Veröffentlichung von Filmen im Netz gerade für sogenannte „Special-Interest-Themen“ unschlagbar. So werden zum Beispiel unsere Blogvideos von den Donaueschinger Musiktagen von der ganzen Welt aus abgerufen.
Einer der schönsten Aspekte an unserer Arbeit ist aber, wie ideal sich unsere Musikthemen im Medium Film abbilden lassen: Die Klanginstallation, in der die visuelle Ebene integraler Teil des Kunstwerks ist, und deren Gesamteindruck mit einer reinen Audioaufnahme für den Hörfunk nur schwer einzufangen ist; oder das Konzert des Jugendorchesters, in dem die Spielfreude mindestens so sehr über die strahlenden Gesichter der Teilnehmenden transportiert wird wie über ihren Orchesterklang – das sind die Momente, in denen wir uns freuen, mit der Kamera dabei zu sein, Bild und Ton aufzuzeichnen und beides später einem interessierten Publikum präsentieren zu können. Und – vielleicht nicht gern gelesen hier in der nmz, aber wahr: wie viel schöner ist es für uns, statt lange Texte darüber schreiben zu müssen, wie gelungen das Bühnenbild der Carmen-Inszenierung der Jungen Oper in diesem Jahr war und wie hervorragend die jungen Sänger*innen, wenn wir stattdessen einfach „Carmen“ die berühmte Habanera-Arie singen hören und die Zuschauer*innen sich selbst ein Bild von ihren stimmlichen Qualitäten machen lassen können. Unmittelbarer geht es kaum – es sei denn, sie hätten eines der heißbegehrten Premierentickets ergattert.
Übrigens: Den Film zur „Carmen“ gibt es demnächst und wie alle unsere Filme kostenlos auf nmz.de zu sehen.