Um sich dieser anzunehmen, verzettelt man sich hier nicht in zig Aktionen und Verbände. Für alle, die unterrichten und ausbilden, sei es an Hochschulen, pädagogischen Akademien, allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen jeder Art, an Musikschulen oder privat gibt es gerade eine Organisation, die Arbeitsgemeinschaft der Musikerzieher, kurz AGMÖ genannt. Sie hat sich seit 1947 Zug um Zug trotz ihrer heute erst rund 2.000 Mitglieder zu einer schlagkräftigen Lobby hochgedient, Anerkennung verschafft, firmiert zwischenzeitlich als rechtmäßiger Verein, als Fach- und Streitverband ebenso wie als berufsständische Vertretung. Weil hier alle Berufsspezifika vereint sind, müsste sie in Deutschland mit einem halben Dutzend Organisationen das jeweilige Partnerspiel treiben, die ja zum Teil „nur“ Dachgebilde ihrer eigenständigen Landesverbände sind. Der Kontakt geschieht dennoch mehr oder weniger effizient, mal mit dem Verband deutscher Tonkünstler gemeinsam mit dem Schweizerischen Musikpädagogischen Verband unter dem verheißungsvollen D-A-CH, mal mit dem Verband deutscher Schulmusiker, besonders in der EAS, der Europäischen Arbeitsgemeinschaft Schulmusik, mal mit dem kleineren Bruder, dem Arbeitskreis für Schulmusik und allgemeine Musikpädagogik (AfS), mal mit dem Deutschen Musikrat und seinem alle vier Jahre neu einzuberufenden Fachausschuss Musikpädagogik, mal auf institutioneller Ebene mit dem Verband deutscher Musikschulen und der Musikhochschulrektorenkonferenz. Und zugleich könnte sie den österreichischen Repräsentanten der ISME, der weltweit bemühten internationalen Gesellschaft für Musikerziehung, abgeben, wenn es so etwas geben sollte.
Tu felix Austria – um wie vieles geht es Dir besser? Besser als all seinen Nachbarländern? Mit acht Millionen nur zwei Drittel der Einwohnerzahl von Bayern und an Fläche zwischen Boden- und Neusiedlersee nur wenig größer. Aber ein Musikland eigener Struktur und Geschichte, das vom Weltruf zehrt. Keine Doublette von Deutschland. Musik ist überall, aber der Erhaltungsaufwand enorm groß, und hinter den Kulissen bleiben Sorgen und Desiderata. Um sich dieser anzunehmen, verzettelt man sich hier nicht in zig Aktionen und Verbände. Für alle, die unterrichten und ausbilden, sei es an Hochschulen, pädagogischen Akademien, allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen jeder Art, an Musikschulen oder privat gibt es gerade eine Organisation, die Arbeitsgemeinschaft der Musikerzieher, kurz AGMÖ genannt. Sie hat sich seit 1947 Zug um Zug trotz ihrer heute erst rund 2.000 Mitglieder zu einer schlagkräftigen Lobby hochgedient, Anerkennung verschafft, firmiert zwischenzeitlich als rechtmäßiger Verein, als Fach- und Streitverband ebenso wie als berufsständische Vertretung. Weil hier alle Berufsspezifika vereint sind, müsste sie in Deutschland mit einem halben Dutzend Organisationen das jeweilige Partnerspiel treiben, die ja zum Teil „nur“ Dachgebilde ihrer eigenständigen Landesverbände sind. Der Kontakt geschieht dennoch mehr oder weniger effizient, mal mit dem Verband deutscher Tonkünstler gemeinsam mit dem Schweizerischen Musikpädagogischen Verband unter dem verheißungsvollen D-A-CH, mal mit dem Verband deutscher Schulmusiker, besonders in der EAS, der Europäischen Arbeitsgemeinschaft Schulmusik, mal mit dem kleineren Bruder, dem Arbeitskreis für Schulmusik und allgemeine Musikpädagogik (AfS), mal mit dem Deutschen Musikrat und seinem alle vier Jahre neu einzuberufenden Fachausschuss Musikpädagogik, mal auf institutioneller Ebene mit dem Verband deutscher Musikschulen und der Musikhochschulrektorenkonferenz. Und zugleich könnte sie den österreichischen Repräsentanten der ISME, der weltweit bemühten internationalen Gesellschaft für Musikerziehung, abgeben, wenn es so etwas geben sollte. Das reizt zum Vergleich. Die Vision der Sechziger Jahre in Deutschland, alle Musikpädagogen in einem starken Verband zu vereinen, war am Egoismus, am Stolz, an fehlender Kooperationsbereitschaft zwischen Schule, Musikschule und Privatmusikerzieher und an einigen Dickköpfen gescheitert. Stille Grabenkämpfe noch heute. Wo sie doch alle mehr oder weniger von ähnlichen Anliegen sprechen, aber allzu selten vereint handeln. Hundert Interessenverbände sammeln sich im Deutschen Musikrat, aber können sich nur mühsam zu gemeinsamen Initiativen durchringen. Zum Beispiel zur geplanten Aktion Musik. Bisher Null Erfolg, weil Null Aktivität. Das Musikland Österreich hat, was die kulturelle Organisationsstruktur angeht, allzu separatistisches Auseinander vermieden. Das machte sich die eine Österrreich-AG der Musikerzieher zu eigen. Als Schmelztiegel verschiedenster Richtungen und -entwicklungen, gemeinsames historisches Potential einsetzend, dazu den Blick und die Erfahrungen der Nachbarländer nutzend. Was Unterricht und kulturelle Angelegenheiten angeht, hat natürlich Wien das Sagen und dafür einen Anteil von 5,5 Prozent am Bundeshaushalt. Ein Adressat, ein kompetenter Verhandlungspartner.Was da nun für Österreichs Musikerziehung in 50 Jahren „verhandelt“, entwickelt, erreicht wurde, das kann man auf 500 penibel recherchierten Seiten nachvollziehen: Geschichte der AGMÖ und einiger Dutzend Hände und Köpfe landesweiter Initiativen, um der Musik, dem Musikleben eine vernünftige Basis zu geben. Vor allem für Musik in der Schule, also das theoretisch für alle Erreichbare, aber so schwer durchsetzbare mit unendlichen Schulversuchen, Lehr- und Lehrerkonzepten. Daneben hat Österreich mit seinen über 400 Musikschulen, 170.000 Musikschülern, die von über 6.000 Musikschullehrern betreut werden, trotz der nur „Kann-Bestimmung“ öffentlicher Förderung heute fast die größte Musikschul-Angebotsdichte in Europa, gemessen an der Bevölkerungszahl, und auf diese ihre Einrichtung sind die Länder und Kommunen stolz. Auch die Musikerziehung in sozialpädagogischen Berufen und an anderen berufsbildenden Schulen hat keinen schlechten Ruf, ohne daraus für die Praxis vor Ort übereilt Schlüsse ziehen zu können.
Statusfragen, Lehrerbildung, Lehrpläne, Besoldung fordern angesichts umgehender Sparschweinchen ständige Wachsamkeit. Erneute Strukturveränderungen auch im Kunsthochschulwesen, einst von Konservatorium und Musikakademie zur Hochschule aufgerückt, kreierten jetzt die radikalste Reform, die zur Kunstuniversität, die nach Insider-Meinung nicht wirklich der Verbesserung, sondern der Einsparung dient. Niemand weiß, was sie wirklich Positives bringen soll und kann: Effizienzsteigerung wird erwartet – das hat einen schalen Beigeschmack. Niemand traut sich Prognosen zu stellen, sich hierzu zu äußern, weil hierbei die eigene Position am Ende Schaden erleiden könnte. Zunächst geht der Ausbildungsprozess noch weiter, als ob nichts wäre. Was wird bleiben zwischen Obrigkeitsverordnungen und mehr oder weniger Selbstbestimmung, was der Sache dient? Historisch bewährte Institutionen und Institute verlieren am Ende ihre Kompetenz, ihren initiativen Einfluss. Zum Beispiel das Orff-Institut sui generis et genesis an der Hochschule Mozarteum in Salzburg, das Generationen von kreativen Musikpädagogen zum Einsatz in aller Welt entlassen hat.
Wer mitreden will, Details nachvollziehen und daraus Anregungen schöpfen will, was hier Gabriele Peschl, derzeitige AGMÖ-Präsidentengattin, minutiös an Entwicklungen und Ergebnissen zur Musikerziehung in unserem Nachbarland zusammengetragen, wissenschaftlich dokumentiert, analytisch durchleuchtet, kritisch gewürdigt hat oder durch Experten berichten ließ, dem sei diese gelungene Bilanz empfohlen: Musikerziehung in Österreich, AGMÖ 1947–1997 (Verlag Holzhausen, Wien), ein Band, der sich übrigens würdig neben das unlängst vom music information center austria präsentierte, von Bernhard Günther herausgegebene aktuelle Lexikon zeitgenössischer Musik aus Österreich, der Komponisten des 20. Jahrhunderts, stellt und in Richtung musikalische Bildung ergänzt.
Desiderat bleibt freilich eine Neuauflage für das zuletzt 1993 erschienene und deshalb überholte „Musikhandbuch für Österreich“, das – ähnlich dem „Musik-Almanach des Deutschen Musikrates“ und den entsprechenden Directories anderer europäischer Länder – über Struktur und Organisation des österreichischen Musik- und Ausbildungswesens die ergänzende Erhellung brächte.