Nimmt man Bezug auf die Musikpädagogik in Spanien, spricht man unvermeidlicherweise vom Allgemeinen Organgesetz des Erziehungswesens (LOGSE/Ley Orgánica del Sistema Educativo), da sich der Spanische Staat nach der Verabschiedung dieses Gesetzes im Jahr 1990 mitten in einer wichtigen Reform des Unterrichtswesens befindet. Dies hat den Bereich der Pädagogik allgemein und insbesondere die Musikpädagogik ohne Zweifel positiv beeinflußt.
Dieses Gesetz brachte hinsichtlich der Musikalischen Ausbildung eine Reihe von Veränderungen mit sich, die teilweise auf die geringe Bedeutung zurückzuführen sind, die der Musik im Bereich der Allgemeinen Ausbildung zugemessen wurde und auf die Notwendigkeit einer nicht vorhandenen rechtlichen Richtlinie, die den Musikunterricht in der Gesamtheit der innerhalb des Erziehungssystems vorgesehenen Gesetzgebung berücksichtigt. Das Organgesetz zum Erziehungswesen regelt das Schulwesen durch dessen Aufteilung in eine allgemeine und eine weiterführende Schulausbildung. Die erstere teilt sich folgendermaßen auf: Vorschulunterricht, Elementarunterricht, Sekundarstufe: Pflicht- oder Nachpflichtausbildung oder Gymnasialausbildung, Berufsausbildung und Hochschulausbildung. Zweitere beziehen sich auf künstlerische Ausbildung und Sprachunterricht. Das von den Erziehungsverwaltungen vorgelegte Musikangebot erfolgt auf verschiedenen Stufen, die, wie nachfolgend ausgeführt, im gesetzlichen Rahmen zusammengefaßt werden. Die musikalische Ausbildung wird bei den Jungen und Mädchen in der allgemeinen Schulausbildung – Vorschulunterricht, Elementarunterricht und Sekundarpflichtstufe – zur Entwicklung der schöpferischen Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeiten beitragen. Die Vorschulerziehung unterteilt sich in zwei Abschnitte (bis 3 Jahre und drei bis sechs Jahre); während dieser Zeit soll der musikalische Ausdruck innerhalb des Erfahrungs-, Kommunikations- und Vorstellungsbereiches gefördert werden. Der Elementarunterricht umfaßt sechs Schuljahre und unterteilt sich in drei Aobschnitte: sechs bis acht, acht bis zehn und zehn bis zwölf Jahre. Dem Musikunterricht wird eine Stunde pro Woche innerhalb des Bereiches Kunsterziehung zugeordnet. Gefördert wird in dieser Zeit Gesang, vokaler und instrumentaler Ausdruck, musikalische Sprache und ein Grundverständnis für Kunst und Kultur. Die Sekundarpflichtstufe umfaßt vier Schuljahre, unterteilt in zwei Abschnitte: 12-14 und 14-16 Jahre. In beiden Abschnitten wird eine Stunde pro Woche Musik unterrichtet, im zweiten Jahr des zweiten Abschnitts wird Musik als Wahlfach mit drei Stunden angeboten. Themen sind neben den oben erwähnten „Tanz und Bewegung“, „Musik in der Zeit“ und „Musik und Kommunikation“. In der nichtobligatorischen Sekundarstufe oder Gymnasialausbildung (umfaßt zwei Schuljahre von 16 bis 18 Jahren) ist Musik leider in allen Modalitäten Wahlfach. An der Universität können die Studienfächer Grund- und Hauptschullehrer mit Fachrichtung Musik (Maestro Especialista en Educación Musical) und „Licenciado“ in Musikgeschichte und -wissenschaft (mindestens fünfjähriges Studium) belegt werden. Ein neuartiger Gesichtspunkt, der von dem erwähnten LOGSE aufgenommen wird, ist hinsichtlich der allgemeinen Schulausbildung für die Primärphase die Festlegung der bis zur Verabschiedung des besagten Gesetzes nicht vorhandenen Figur des Grund- und Hauptschullehrers mit Fachrichtung Musik. Dies bedeutet die Schaffung eines neuen Abschlusses, der an den verschiedenen staatlichen Universitäten zu unterrichten ist. Er entspricht einem ersten Hochschulstudienabschnitt mit einer Dauer von drei Jahren und einer Unterrichtsstundenzahl von nicht unter 120 „Credits“. (ein „Credit“ entspricht zehn Stunden). Wir halten eine gute musikalische und psychopädagogische Ausbildung dieser Grund- und Hauptschullehrer mit Fachrichtung Musik für grundlegend, da mit der Erteilung des Faches Musik durch diese Fachleute an den Schulen in bestimmtem Maße deren Normalisierung erzielt wurde, und Musik nun aus dieser quasi-anonymen Zurückgezogenheit, in die sie sich in diesem Schulabschnitt lange Zeit versetzt sah, entweichen kann. Das Gesetz bedeutete auch Veränderungen für den von Inhabern höherer Abschlüsse des Konversatoriums oder des Hochschulgrades („licenciado“) im Fach Musik erteilten Musikunterricht in der Sekundarstufe. Hier wurde aus dem in einem Schuljahr erteilten Fach mit fast ausschließlich musikgeschichtlichen Inhalten ein Fach, in dem in drei Schuljahren und einem Jahr Wahlfachunterricht Inhalte wie musikalische und instrumentale Sprache, Bewegung und Tanz, Stimmbildung und Geschichte behandelt werden. Musik muß als Schulinhalt in der verpflichtenden Schulausbildung unbedingt das ihr zukommende Niveau erreichen, das heißt, ebenso wie in jedem beliebigen Erziehungsbereich, und dabei ausreichende Mittel zu ihrer richtigen Erteilung in der Klasse fordern. Nur so können wir von einer wirklichen Reform des Musikunterrichts sprechen. Andererseits müssen wir uns dessen bewußt sein, daß das Konzept, das wir von Musikerziehung und einigen pädagogisch-musikalischen Modellen haben, ständig überprüft werden muß, damit es sich zusammen mit den übrigen Erziehungs- und Gesellschaftsmodellen entwickelt. Hinsichtlich der weiterführenden Schulausbildung wird der künstlerische Unterricht vom LOGSE gereglelt: „Der künstlerische Unterricht hat zum Ziele, Schülern eine qualitativ hochwertige künstlerische Ausbildung zu geben und die Qualifikation zukünftiger Fachleute für Musik, Tanz, dramatische Kunst, bildende Künste und Design zu garantieren“. In dem zitierten Gesetz wird dabei eine Unterscheidung zwischen geregeltem und nichtgeregeltem Musikunterricht vorgenommen. Der an den Konservatorien erteilte geregelte Musikunterricht wird von den Erziehungsverwaltungen, das heißt von den verschiedenen autonomen Regierungen mit vollen Erziehungskompetenzen, reguliert; zur Zeit gibt es im Spanischen Staat acht Regierungen mit diesen Kompetenzen. Der an sogenannten Musikschulen erteilte nichtgeregelte Musikunterricht bietet Kurse an, die in keinem Fall zu einem Abschluss mit akademischer oder beruflicher Geltung führen. Diese Unterrichtsart dient dem Ziel, vom frühen Alter bis hin zu Erwachsenen zur musikalischen Entwicklung der Umgebung beizutragen. An den musikalischen Unterrichtszentren ist die dort angebotene Zweigleisigkeit hervorzuheben. Das ist einerseits das professionelle Angebot der Konservatorien, deren jetziger Unterricht einen Lebenslauf fordert, der sich nicht nur auf die rein praktische Beherrschung der verschiedenen instrumentalen Techniken und mit dem traditionellen Unterricht verbundenen akademischen Kenntnisse beschränkt, sondern auch andere Aspekte umfaßt, die mit dem musikalischen Sachverhalt als sowohl musikgeschichtlichem, wie auch ästhetischem oder psychologischem Phänomen zu tun haben und eine dem humanistischen Charakter, den die integrale Ausbildung des Musikers fordert, angepaßtere Entwicklung gestatten sollen. Andererseits besteht an den Musikschulen die Möglichkeit zum Studium der Musik ohne jeglichen professionellen Vorsatz. Dieses Modell hat in unserem Land vielleicht die größte erzieherische Veränderung erzeugt, wurde dadurch doch eine äußerst wichtige Bewegung hervorgerufen, die bedeutete, über verschiedene Angebote für musikalische Studien und Aktivitäten verfügen zu können, die bis zur Einführung dieser Unterrichtsbereiche nicht gangbar waren. Hierzu würde ich gerne die Arbeit hervorheben, die an einigen dieser Musikschulen hinsichtlich folgender Aspekte verrichtet wird: Zusammenarbeit zwischen den Fachleuten in verschiedenen Bereichen der musikalischen Ausbildung (allgemeine und weiterführende Ausbildung), musikalische Ausbildung für Kinder mit besonderen erzieherischen Bedürfnissen, Erwachsenenbildung, Erfahrungen mit Senioren. Die Reform des Musikstudiums und des Musikunterrichts bedeutet im Musikunterrichtswesen unseres Landes einen wichtigen Schritt, wobei darauf hinzuweisen ist, daß erstmals in der Geschichte des spanischen Musikunterrichtswesens ein globales Projekt wie das Musikunterrichtswesen in seiner ganzen Weite im Kontext der allgemeinen Reform des Unterrichtswesens angegangen wird. Der Gedanke wird offensichtlich, daß eine Veränderung in der Unterrichtsstruktur aufgrund der daraus abgeleiteten Notwendigkeit bei der Gestaltung und Programmierung der Lehrpläne der neuen zu erteilenden Fachrichtungen und/oder Fächer in grobem Maße den pädagogischen Bereich beeinflußt oder beeinflussen muß. In dieser Hinsicht ist auf den Plan zur fortwährenden Weiterbildung der Musiklehrer hinzuweisen, der von einigen Unterrichtsverwaltungen des Spanischen Staates über Weiterbildungskurse und -aktivitäten sowie didaktische Erneuerung organisiert wird, wobei besonders die Teilnahme und Einbeziehung des größten Teils der Lehrerschaft hervorgehoben werden muß, von dem wir glauben, daß er auf ein modernes und qualitativ hochwertiges Erziehungssystem setzt. Bibliographie Alsina, P. (1997) „El área de educación musical“ Barcelona. Ed. Graó Diaz, M. „La Reforma de las Ensenanzas Musicales ensemble la Comunidaad Autónoma Vasca“ ensemble Op. XXI Revista Iberoamericana de Pedagogía Musical. n°2 Madrid. (Enero-Abril 1997) pag. 3-8 Diaz, M. „Escuelas de Música: Interacción Música y Sociedad“ ensemble Actas del Primer Encuentro Latino-Americano de Educación Musical. Salvador de Bahía. Brasil. (Septiembre 1997) pag. 55-64. Camara, A. Diaz, M. Garamendi, B. „La música ensemble la educación primaria y ensemble las escuelas de música: una constante interacción“ ensemble Eufonía Revista de Didáctica de la Música. n°6 Barcelona (Enero 1998) pag. 81-90 Orden de 28 de agosto de 1992, por El que se establece los aspectos básicos del Curriculo de los grados elemental y medio de Música y se regula El acceso a estos estudios.