Einen vergnüglichen Jahresausklang bescherte das Theater Regensburg seinem Publikum mit Jacques Offenbachs „Opéra-féerie“. Ein großer Schritt für die Operetten liebende Menschheit ist „Die Reise zum Mond“ freilich nicht.
Ein Augenschmaus: Jacques Offenbachs „Die Reise zum Mond“ am Theater Regensburg
Die allgemeine Mondsucht, die seit Jules Vernes Romanen „De la Terre à la Lune“ (1865) und vor allem „Autour de la Lune“ (1870) um sich griff, machte auch vor der Operette natürlich nicht halt. Dass der rastlose Jacques Offenbach vor der Uraufführung von „Le Voyage dans la Lune“ an zwei weiteren Werken arbeitete, ist der Partitur allerdings anzumerken. Nur an wenigen Stellen vermag sie aus dem angemessen absurden, aber ebenfalls nicht gerade ausgefeilten Plot Funken zu schlagen.
So plätschert die Vorbereitung der Mondreise des amtsmüden Königs Zack, seines noch nicht zur Übernahme der Krone bereiten Sohnes Caprice und des Hofingenieurs Mikroskop auf musikalischer Sparflamme vor sich hin. Erst am Ende des zweiten Aktes kommt mit dem Apfelduett etwas Schwung in die Sache. Caprice kredenzt der Mondprinzessin Fantasia die irdische Frucht und bringt mit dem damit verbundenen Liebesvirus ordentlich Verwirrung auf den fernen Planeten. Es folgen noch Fantasias amourös-hysterische Koloraturen und ein schönes Schneeballett mit fröstelndem „Brrr“-Chor – das sind dann aber auch schon die musikalischen Höhepunkte von Offenbachs Mondfahrt.
Weil auch der Text in der deutschen Fassung von Stefan Troßbach nicht gerade vor Pointen sprüht, liegt die Hauptlast von Simon Eichenbergers Inszenierung auf der visuellen Komponente. Hier punktet die Regensburger Produktion allerdings mit Sam Madwars wunderbar retrofuturistischen Bühnenbildern nebst launigen, von zeitgenössischen Verne-Buchillustrationen inspirierten Videoprojektionen zur Raketenfahrt. Die augenzwinkernden Kostüme (Susanne Hubrichs), die fantastischen Lichtstimmungen (Simon Eichenberger, Wanja Ostrower) und die quirligen Tanzeinlagen der Compagnie (choreografiert von Dominique Brooks-Daw) verleihen dem Abend jenen Glamour, den die Musik nur streckenweise verströmt.
An der Besetzung lag dieser Gesamteindruck nicht: Allen voran Patrizia Häusermann in der Hosenrolle des Prinzen Caprice und Sophie Bareis als Fantasia sangen und spielten ausgezeichnet. Ein paar dankbare Momente hatten außerdem Giulio Alvise Caselli als König Zack und Carlos Moreno Pelizari als Börsenbaron Binschonda. Der Chor, einstudiert von Lucia Birzer, war engagiert und klangschön bei der Sache, die Texte verstand man allerdings kaum.
Tom Woods hielt das spritzig aufspielende Philharmonische Orchester ordentlich auf Zug, ein Star-Wars-Filmmusikzitat und atmosphärische Mondklänge peppten Offenbachs Partitur zwischenzeitlich ein wenig auf. Insgesamt war das eine nette Schmunzelunterhaltung, die gut ankam, und so darf’s vor den Festtagen ja auch mal sein.
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