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Bald überhaupt nirgends ein Platz für guten Rundfunkmusikjournalismus? Foto: Hufner
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Abgesang des Hessischen Rundfunks: „Der Ball ist rund“ vor dem Aus?

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Im Rundfunk gibt es durchaus Institutionen, die durch Personen repräsentiert sind. Gerade im Bereich der populären Musikkultur gehören die musikalischen Vertrauensmänner und -frauen zum Kapital, auch von Rundfunkstationen. Einer der berühmtesten war sicherlich John Peel. Was bedeutet es also, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender, hier der Hessische Rundfunk (Welle 3), diese Musiklebensstationen aus dem Programm werfen will? Es heißt: Fortschreitend langsamer Abschied vom Rundfunk als Einrichtung des öffentlichen Lebens.

Beim Hessischen Rundfunk sollen Klaus Walter („Der Ball ist rund“), Volker Rebell („Rebell“) und Werner Reinke gehen. Doch Widerstand rührt sich zaghaft. Auf der für diesen Zweck eingerichteten Website finden sich Hinweise zur aktuellen Entwicklung sowie eine elektronische Unterschriftenliste.

Wir protestieren gegen die Abschaffung von Klaus Walters Der Ball ist rund und anderer Autoren-Sendungen bei HR3. Bitte erhalten Sie die wenigen Inseln im täglichen Einerlei.

Die Begründungen für die gewünschte Einstellung der Sendungen sind hinlänglich bekannt. So heißt es,

HR3 müsse „sein Programm mehr auf die Mitte und den Mainstream fokussieren.” Außerdem müsse HR3 „rund um die Uhr durchhörbar sein”.

Dazu passen Sendungen wie diejenige von Klaus Walter, die auch der Autor dieses Textes in den 80er Jahren regelmäßig hörte, offenbar nicht. Dass dies ein Qualitätsmerkmal sein könnte, will vielen im Rundfunk wohl nicht einleuchten.

Der hessische Rundfunk übrigens auf Erfahrungen beim Verändern zum Schlechten zurückgreifen, als man 2004 die Sendungen „Schwarz Weiß – Musik in Farbe“ und „Der Tag“ aus HR1 kippen wollte. „Der Tag“ allerdings konnte rudimentär gerettet werden. Vielleicht klappt es dieses Mal ja auch.

Es scheint nötiger als zuvor, auf Initiativen zum Erhalt eines qualitativ hochwertigen Radios hinzuweisen. Für die „klassische E-Musik“ tut dies seit bald 5 Jahren die Initiative „Das GANZE Werk“, unermüdlich im Norden und seit zwei Jahren auch in Berlin.

Sicher ist ein spektakulärer Auftritt eines Reich-Ranicki im Fernsehen das größere und polarisierendere Ereignis. Doch das Fernsehen in seinen Hauptströmungen darf man wohl einfach abhaken.

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