Da stand es, schwarz auf weiß, und es war klar, dass es mich irgendwann treffen würde: „Arbeit“! Mein schönes, neues Stück wurde lapidar „Arbeit“ genannt! Dabei hatte ich mir so viel Mühe gegeben, dass es nicht nach Arbeit klingen möge. Bitter.
Schon länger beobachte ich, dass die „Arbeit“ aus anderen Künsten in die Musik herübergeschwappt ist – und wer es gern so nennen mag: nice! Aber bitte, bitte … – wenn ich nur einen Wunsch habe: Verschonet mich, habt Mitleid! Keine „Arbeit“! Natürlich braucht es einen sachlichen Begriff, denn wer wollte in berufsbedingter Coolness Rührung zugeben? Zudem holt es uns von möglichen Hochrössern herunter, sind wir doch alle nur einfache Arbeiter*innen im Weinberg der Projektanträge! Alles ist Alltag, nichts ist besonders, gefeiert wird nach Feierabend.
Ob Autobahn oder immersive-multidingens Installation: Arbeit! Mühevoll, gestresst, temporär und alles ist Ware. Ach, wir sind fleißig und rastlos! Freude ist ein möglicher Nebeneffekt, ansonsten muss sich Arbeit lohnen, und es gibt Filterkaffee, basta. – Jaa-ha, Schlaubis, ist ja guu-hut …
Die entsprechenden und mittlerweile antiken Texte über den bösen Vintage „Werkbegriff“, die habe ich auch gelesen. Aber gerade jetzt, wo es wieder so etwas wie Geschichte gibt – Klima, Trump, Wendler, Corona et cetera – wäre es nicht mal an der Zeit, ein Werk zu versuchen? Ich schreibe zunächst weiterhin Stücke, in der Hoffnung, dass mir irgendwann ein Werk gelingt. Mal kucken. Aber „Arbeit“? Ne, das ist ja sooo 2018.