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Bedürfnisse und Bedarfe oder: Klangfischer am (un-)rechten Rand

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Cluster 2022/02
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Unsere neue Kulturstaatsministerin setzt deutlich neue und andere Akzente als die alte. „Eine vielfältige Kultur sowie freie und unabhängige Medien, der Einsatz für die Pressefreiheit und die Eindämmung von Desinformation sind Grundpfeiler lebendiger Demokratien“, sagte sie bei einem Treffen der Kultur- und Medienministerinnen und -minister im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft.

Dies zu betonen, wäre immer schon sinnvoll gewesen, aber die letzten 50 Jahre deutscher (Kultur-)Geschichte waren auch Zeiten eines unruhigen kulturellen Dauerschlafs mit kleinen Aufregern und feinen Verbesserungen in Details, was die soziale Sicherheit der Kulturtreiber angeht. Im Zuge der Corona-Pandemie bröckelt da manches weg, anderes geht regelrecht unter. Kultur nur als Marktteilnehmer zu sehen – wie man es mittlerweile gewohnt ist –, isoliert die Kulturteilnehmer*innen in gegenseitigem Wettbewerb. Kunst entsteht da nicht mehr aus dem Bedürfnis, sondern nur nach dem Bedarf. Ein bedeutender Unterschied. Denn unsere Sinne verlangen nach Reizen vielfältiger Art – das kann Kunst sein, es kann aber auch einfach (die) Natur selbst sein. Am besten beides. Das Bedürfnis ist immer größer als der Bedarf, es lässt sich nicht erledigen oder Menschen zumessen.

Aber es kennt einen Feind neben dem isolierenden Markt, der mittlerweile kleine Teile der Bevölkerung erfasst hat: die menschliche Maßlosigkeit in der Produktion von Hass, Überheblichkeit, Halbwissen und Desinformation. Diese Leute sind tatsächlich nicht mehr recht bei Sinnen und ihren Melodien darf man nicht nachlaufen – sie spielen die Melodie zu den Phrasen und Gewaltausbrüchen autoritärer Bewegungen am rechten Rand des politischen Spektrums. Es gibt eine Fabel von Günther Anders, die die Situation exakt beschreibt: „,Maßlose Übertreibung!‘ sprach das Fensterglas, nachdem das Mikroskop seine Beobachtungen mitgeteilt hatte. Und die Seuche wütete weiter.“ (Der Blick vom Turm – Fabeln, München 1984)

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