Bei den antiken Griechen folgte auf das Drama die Farce. In Berlin fand jüngst am Abend nach der Bundestagsdebatte und Doppelpackabstimmung über Kanzlervertrauen nebst Bundeswehr-Einsatz der 50. Bundespresseball statt. Die Medien ließen das Volk ausführlich an beidem teilhaben, und so konnten wir die gleichen Akteure bei ihren Morgen- wie Abenaktivitäten beobachten. Die Polit-Reporter des Berliner „Tagesspiegel“ beendeten ihren Gemeinschaftsbericht aus dem Reichstag mit dem Fazit, zugleich Prognose auf das bevorstehende musikalische Ballgeschehen: „Udo Jürgens wird singen. Mehr hat das politische Berlin heute auch nicht verdient.“
Bei den antiken Griechen folgte auf das Drama die Farce. In Berlin fand jüngst am Abend nach der Bundestagsdebatte und Doppelpackabstimmung über Kanzlervertrauen nebst Bundeswehr-Einsatz der 50. Bundespresseball statt. Die Medien ließen das Volk ausführlich an beidem teilhaben, und so konnten wir die gleichen Akteure bei ihren Morgen- wie Abenaktivitäten beobachten. Die Polit-Reporter des Berliner „Tagesspiegel“ beendeten ihren Gemeinschaftsbericht aus dem Reichstag mit dem Fazit, zugleich Prognose auf das bevorstehende musikalische Ballgeschehen: „Udo Jürgens wird singen. Mehr hat das politische Berlin heute auch nicht verdient.“Einst wurde nicht an erster Stelle die nun emsig medial verbreitete Statistik der geschlürften Austern und geknackten Krustentiere zum Maßstab des Ballvergnügens erhoben; das Niveau der Veranstaltung bemaß sich eher an der Musik, der Eröffnungswalzer war die Visitenkarte im Dreivierteltakt, und früher waren bei derartigen gesellschaftlichen Ereignissen durchaus auch Spitzenorchester mit ihren Chefdirigenten zu hören und zu sehen. „Aber bitte mit Sahne“, forderte Udo Jürgens auch noch um Mitternacht, aber da war es längst zu spät. Die vom Journalisten-Verband engagierte Kapelle (sie soll hier anonym bleiben) hatte – na, was wohl? – die „schöne blaue Donau“ angestimmt, die man in diesem Falle jedoch eher für eine Nutzwasserabflussröhre halten musste.Derart charmelos wie zu diesem Bundesjubiläumsballereignis hat man Johann Strauß auch am Landwehrkanal noch nicht gehört. „Hauptsache Musik?“ So war der Slogan wohl nicht gemeint. Der Bundespräsident, dem es zu diesen Klängen protokollarisch oblag, sich mit Tissy Bruhns, der Vorsitzenden des Veranstalter-Verbands, im Kreise zu drehen, entschied sich denn auch für Walzer light: Er nahm den so lieblos heruntergetuckerten Dreiertakt „in Ganzen“ und verzichtete auf jedweden Zwischenschritt. Mehr hatte die Musikmetropole Berlin an diesem Abend auch nicht verdient.