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Berliner Syndrom

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„Unter dem Stockholm-Syndrom versteht die Wissenschaft ein psychologisches Phänomen, bei dem Opfer von Geiselnahmen ein positives emotionales Verhältnis zu ihren Entführern aufbauen. Es kann sogar darin münden, dass Täter und Opfer sich ineinander verlieben oder kooperieren“, liest man in der Internet-Enzyklopädie Wikipedia. Hier liest man den 2. Berliner Appell vom Deutschen Musikrat. Zwölf Thesen zum interkulturellen Dialog. Die scheinen mehr oder weniger inspiriert, auf jeden Fall hilf- und sprachlos, wo nicht gar sinnlos. Neben allerlei pastoralem und professoralem Geläute steht da etwa zum Thema Sprachkompetenz: „Der Kompetenzerwerb zur Beherrschung der deutschen Sprache in allen Ausbildungsstufen ist auch und gerade in der Musik Voraussetzung für Verstehen und Verständigung.“ Von was? Um solche Sätze zu verstehen? Da bleibt man schlicht verständnislos. Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung im Blick habend, „appelliert der Deutsche Musikrat an die Politik und die Zivilgesellschaft, sich für Toleranz und Verständigung einzusetzen ...“ Wenigstens die haben den Durchblick, immerhin. Doch mit der Toleranz kommt man nicht so weit, siehe Stockholm-Syndrom. Im Gegenteil, Toleranz ist nur die aufgehübschte Sprach-Variante für einen Blick von oben – nur hier von unten. „Toleranz unterstreicht die Willkür, mit der sie geübt wird; sie ist ein Herrschaftsprivileg wie die Gnade,“ schrieb einmal Lothar Baier und er ergänzte: „Der Begriff der Toleranz ist ein Herrschaftsbegriff, der sich der Übertragung auf Verhältnisse demokratischer Gleichberechtigung sperrt.“ Aber vielleicht fehlt uns Kritikern schlicht der „Kompetenzerwerb zur Beherrschung der deutschen Sprache.“

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