„Das ganze Leben ist ein Computerspiel und wir sind nur die Kandidaten, ja, und wir warten, warten, warten.“ So leicht abgewandelt ist der Text eines bekannten Comedian auch auf Teile der Musikkultur übertragbar. Da warten wir auf die Eröffnung beispielsweise der Elbphilharmonie, angeblich wird das im nächsten Jahr sein. Diesem überdimensionalen Glitzerfunkelklunkerstein in Hamburgs Hafen-City wird eine große Zukunft vorausgesagt.
Die Akustik dort soll so phänomenal sein, dass sie sogar falsche Töne verschluckt. Freilich gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass dieser defekte Spiegelglaswürfel nie die Türen für den ursprünglich geplanten Zweck öffnen wird.
Denn ganz offensichtlich hat man sich schon ausgiebigst mit der architektonischen Zweitverwertung befasst. Dabei geht es nicht um die Musik, sondern das Gebäude selbst. Seit Wochen schon wird prominent und mit einigem Aufwand der amusikalische Elfenbeinturm, den man zu diesem Zweck niedlich zur „Elphi“ macht, für Drohnenjagden um diesen Gegenstand herum genutzt. Und man selbst darf dabei auf der Countdown-Webseite mitfliegen und mitentscheiden, wo es langgeht. Jedenfalls könnte man das denken. In Wirklichkeit sind die Wege vorgezeichnet. Die unterlegte Musik passt zu der sportlichen Leistung der Drohnen und hat mit der angeblich geplanten Nutzung der „Elphi“ nix zu tun, warum auch, wen interessiert schon Konzertsaalmusik. An anderer Stelle darf man sich ein bisschen durch das Gebäude klimpern, zupfen und schlagen. Auch so eine virtuelle Anwendung, mit der man mit Musik den großen Saal zum Leuchten bringen kann oder besser: „Schnickschnack“.
Die Inszenierung dieser Spielereien soll die Wartezeit vermutlich verkürzen, eigentlich legt es aber schon jetzt den Schluss nahe, dass man auf ganz andere zukünftige Nutzungsarten des Hauses hinarbeitet: Fassadenkletterplatz, Pokemon-Go-Spielfläche und -Trainingszentrum, Blingbling-Aussichtsplattform für Hamburg oder als Wetterhäuschen. Die Manpower, die man dafür aufbringt, die Kosten, die man dafür aufwendet, lassen wirklich keinen anderen Schluss zu. Der Bespaßungstempel kommt und bald wird man vergessen haben, worauf man eigentlich gewartet hatte.