Na also, ZDF Kultur. Geht doch. Endlich ein Kreuzzug gegen den Rassismus in Kinderliedern. Weg damit. Ja, ja. Jammer. Jammer. „Das sind doch nur harmlose Kinderlieder!“. Sind es eben nicht. Nicht nur, weil sie für Menschen in kaum wahrnehmbaren Frequenzen stattfinden. Auch weil diese Manifeste unseren Kindern (m, w, d) von Beginn an ein diffuses Weltbild („Wer will fleißige Handwerker sehen?“) vermitteln. Aber was ist passiert? Kurz: ZDF Kultur warnt zu Recht davor, „Aramsamsam“ zu singen.
Grund: Das Lied könnte Rassismus in Kinderzimmer transportieren. Zumindest außerhalb Sachsens. Es entstelle die arabische Sprache. Und: die gebetsähnliche Verbeugung während des Liedes werte den Islam ab. Auf diesen latenten Rassismus hat mich bereits mein Ältester im Alter von drei Jahren beim Kinderturnen hingewiesen. Das haben wir natürlich ausdiskutiert. Im Familienrat.
Absolut richtig, die ZDF’sche Warnung. Was würden wir bitte sagen, wenn Asiaten unseren Flötenklassiker „Auf de schwäbsche Eisenbahne“ (trulla trulla trul la la) veralbern (Sie wissen schon: tlulla tlulla tlul la la) und während des Liedes eine imaginäre Schaffnermütze ziehen? Ich sehe schon einen empörten Hubert Aiwanger, der auf „wirtschoftliche“ Folgen hinweist. Folgerichtig zieht ZDF Kultur selbst dem Klassiker des Musikunterrichts „Wer hat die Kokosnuss geklaut?“ den Stecker. Ein Lied über dauergeile Affen auf Speed und eine Straftat (Kokosnuss weg) in latenter Verbindung mit Menschen anderer Herkunft sprich Hautfarbe. Dumm sind die Kleinen ja nicht. Affe gleich Mensch mit dunkler Hautfarbe – wer hat mit seinen Kindern diese Diskussion um dunkle Kolonialzeiten noch nicht geführt?
Nun gut. Zwei Lieder sind weg. Da müsste aber noch mehr gehen. Beispiel: „Lustig ist das Zigeunerleben“. Zum einen ließe sich der abwertenden Begriff Zigeuner gut durch „Rotationseuropäer“ ersetzen. Zum anderen öffnet die Textzeile „Brauchen dem Kaiser kein Zins zu geben“ Tür und Tor für Kinder, die ihre Eltern zur Steuerhinterziehung anstiften. Den Teppichratten ist alles zuzutrauen. Wundern muss uns diese kriminelle Kinderenergie allerdings nicht.
Wer mit hochnäsigen Liedern wie „Alle Kinder lernen lesen, Indianer und Chinesen. Selbst am Nordpol lesen alle Eskimos. Hallo Kinder jetzt geht‘s los!“ eingeschult wird, der biegt eben irgendwann Richtung Philipp Amthor ab.
Der Weg vom Rassismus zur Diskriminierung in Kinderliedern ist im Übrigen nicht weit: Beispiel: „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“. Botschaft: Unterwürfige wie hobbylose Frau sortiert zu Hause den Kleiderschrank und liebt vorsichtshalber alles, weil der mit „Schatz“ anzusprechende Pascha wahlweise Jäger, Schornsteinfeger oder Leichtmatrose ist. Das muss auch weg. Als Ersatz für die Kinderlied-Kürzungen denkt ZDF Kultur gerüchteweise nach, den Schwerpunkt eher auf Gangster Rap zu legen. So lernen die Kinder eine offene, sozialkritische und atheistische Weltanschauung kennen, die echt ist.