„Vielen Dank, für die Blumen. Vielen Dank, wie lieb von Dir!“ Haben Sie jetzt auch den Udo Jürgens-Superhit im Ohr? Dann sind Sie jetzt bester Laune. Wir müssen nämlich, Sie ahnen es, über Blumen reden. Wenn Sie Musikerin oder Musiker sind, dann kennen Sie das: Nach dem Konzert bekommen Sie Blumen (vulgo: Jubelgemüse) geschenkt und wissen dann im Hotel nicht, wohin damit.
Wenn Sie den Strauß nicht längst an eine Bratschistin im Orchester weitergereicht haben, verbleibt derselbe gerne als freundliche Geste an der Rezeption, stimmt’s? Sollten Sie im Bereich zeitgenössischer Musik arbeiten, dann kennen Sie Blumen in aller Regel nicht.
Hier kriegt man nämlich nix geschenkt, neue Musik ist weder Ponyhof noch Blumenbeet. Wie albern sähe auch ein hartgesottener Avantgarde-Dude aus, bekäme er ein Veilchen – nicht? Meine unblumige Vermutung: Die Übernahme von Klassikritualen sind per se böse und das ganze Geld ging schon für Teaser drauf.
Schade! Ich finde Blumen nämlich phantastisch und fordere daher die sofortige Wiedereinführung des rücksichtslosen Floralismus. Ich brauche nicht 100 riesen Rosen und wünsche keine Narzissen, aber ein von Kuratorenhand selbstgepflücktes Gänseblümchen, das wäre schon schick. Das vollkommen „wertlose“ Blümchen könnte ein kleines und vergängliches Zeichen für die Wertschätzung der Arbeit jenseits des Business sein. Ich will keinen Wein, kein Buch und keine CD. Ich will ein Blümchen, eine Fuchsien-Fermate, eine Aktie des floralen Kapitals. Das wäre heiter, höflich, hipp und annährend kostenneutral. L’art pour la fleur!