Es stehen endlich wieder Wahlen an. Diesmal fürs Präsidium des Deutschen Musikrates. Ein, wie man meinen sollte, demokratischer Vorgang.
Um dem bekannten Chaos und Personen-Wirrwarr vergangener Elektionen etwas vorzubeugen hatten wir – konstruktiv wie immer – folgenden Plan: Nach Ablauf der Bewerber-Deadline für die Verbände am 21.September wollten wir den im gesetzten Zeitrahmen gemeldeten Kandidatinnen und Kandidaten Gelegenheit geben, sich samt Foto und festgelegter Textmenge dem musikinteressierten Publikum unseres Blattes vorzustellen. Insgesamt sind 18 Plätze zu besetzen, davon drei im geschäftsführenden Präsidium. Kommentare oder sonstige redaktionelle Beiträge aus dem nmz-Team dazu waren nicht vorgesehen. Für diese Präsentation hielten wir im Produktionsprozess der aktuellen Ausgabe zwei Seiten frei
Die uns bekannten 23 Bewerberinnen und Bewerber mailten wir an und erhielten – bis zum für uns völlig überraschenden und unverständlichen Beschluss des Musikrats-Präsidiums unmittelbar vor Drucklegung, dieses Vorstellungs-Projekt zu blockieren – acht Antworten. Eine wurde nach dem präsidialen Ukas wieder zurückgezogen. In einem Telefonat nannte Musikrats-Präsident Martin Maria Krüger (der selbst noch gar nicht auf der von uns aufwändig recherchierten Kandidaten-Liste auftauchte) als Grund für diese Informations-Verhinderung Bedenken im Sinne der Chancen-Gleichheit. Schließlich könnten die Mitgliedsverbände des Musikrates bis in die Generalversammlung hinein immer noch weitere Kandidaten nachnominieren.
Dass hier grobe handwerkliche Fehler in der Satzungsgestaltung und in der Verbandsführung als Beweis einer demokratischen Grundhaltung hochgejubelt werden, ist traurig genug. Demokratie bedeutet auch Transparenz. Wer sich der Wahl für ein praktisch öffentliches Amt stellt, sollte den Wählern auch möglichst gut bekannt sein. Nicht umsonst fragten wir nach einem vergangenen völlig wirren und manchem Manipulationsverdacht ausgesetzten Wahlgang: „Wer ist eigentlich Herr Krüger?“ (siehe nmz 03/03, S.1
Und was sich hier auch noch als scheinbar menschlich-großzügig-faire Geste geriert, ist leicht zu durchschauen. Hinter den schmalen Kulissen kulturfreundlichen Zwangs-Grinsens brach längst ein grobes Hauen und Stechen, Mauscheln und Meucheln aus – um die diesmal erfreulicherweise zu wenigen besetzbaren Posten. Da haut der durchkommerzialisierte Alt-Popper auf den Rock-Professor, der Ober-Schulmusiker auf den Schulmusik-Oberen und umgekehrt. Mancher quält sich unter schmerzhaften Verrenkungen aus dem geschäftsführenden Präsidium und im Hintergrund ziehen Landesmusikräte an Marionetten-Strippen, scharren „Persönlichkeiten des Musiklebens“ in den Startlöchern – fast wie in der untersten Schublade des realen politischen Lebens: Desinformation als Wahl-Taktik. Kulturbewusstes Verhalten als gesellschaftsprägendes Vorbild? Wer schwätzt denn so was.
So bleibt uns nur der Dank an die sieben abgebildeten Persönlichkeiten für ihre professionelle und sachdienliche Kooperation – und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, sich anhand der beigefügten Internet-Adressen Informationen über die uns bekannten sonstigen Kandidaten selbst zu sammeln. Was man sich so alles gefallen lässt…