Die Finanzkrise ist auch für den Musikinstrumentenmarkt nicht ganz folgenlos. Immer häufiger setzt sich das Prinzip „Ikea“ durch. In alter Hobbythek-Manier baut man sich sein Instrument selbst. Bei einigen Instrumenten geht das auch, andere gelten als unmöglich für den Bastler herzustellen. Eine Geige beispielsweise. Selbst wenn man es könnte, wären die Baumaterialien immer noch einigermaßen teuer. Sicher, es gibt mittlerweile Instrumente im Handel, die im Preissegment bei um die 100 Euro liegen. Niemand würde diese Instrumente ernst nehmen. Und 100 Euro für ein mieses Instrument sind immer noch 100 Euro. Wenn schon billig, dann ganz und gar.
Auf der Auktionsplattform Ebay kommt man aber unter Umständen noch günstiger weg, und dann rechnet sich das – fragt sich nur, für wen? Der Autor hat ein solches Instrument ersteigert. Für knapp über 20 Euro plus 10 Euro Versand, kam dieses Instrument, made in China, schick und sicher verpackt an. Eine „vollwertige“ 4/4-Geige mit bespanntem Bogen, besaitet, mit Kinnhalter, Sattel mit vier Feinstimmern und Steg, gelagert in einem leichten Etui mit Mantel und Rucksackgarnitur, ein bisschen schimmernd gepolstert und Kolophonium. Allein eine Schulterstütze musste man vermissen. Und das Teil funktioniert! Man mag es ja nicht glauben, man kann ihm durchaus tonhöhenadäquate Klänge entlocken.
Die Saiten sind etwas miserabel und der Steg macht es einem schwer, die A-Saite zum Klingen zu bringen, ohne dass man zugleich seine Nachbarsaiten mitberührt, aber das darf man als Herausforderung nehmen. Und damit kommt ein Schuss pädagogische Dialektik ins Spiel: Wer denkt, das wäre das Instrument für den Anfang, liegt daneben. Für JeKi ist das Instrument nicht geeignet, wohl aber für den, der ohnedies lange Geige spielt (der Profi braucht sowieso keine Schulterstütze), als Zweitinstrument nämlich; das „Gute“ gibt man dann einfach seinem Kind für den Anfang – und man hat jetzt einen Haufen Geld übrig für den Erwerb geeigneter Violinduo-Literatur. Für die Kinder nur das Beste, der Profi kommt schließlich auch mit Schrott zurecht. Wer weiß, vielleicht hören wir bald schon die Berliner Philharmoniker mit solchen Instrumenten spielen. Das wäre zumindest gelebte Solidarität in Zeiten der Krise.