Da muss man durch. Es hilft nichts, der Fortschritt ist unerbittlich. UKW gibt’s bald nicht mehr, wer jetzt nicht schnell genug umschaltet, wird in der akustischen Wüste leben müssen. Kein UKW-Küchenradio dudelt mehr, kein UKW-Autoradio weist den Fahrer auf Blitzer, Staus und „Menschen auf der Fahrbahn“ hin. Nie mehr Polizeifunk heimlich mithören. Denn der DABbelfunk kommt. Und der ist annähernd dabbelt so gut.
Dank wunderschöner nach Bundesländern sortierter Senderkollektionen bekommt jetzt der geneigte brandenburger Hörer auch die Staumeldungen aus Stuttgart angesagt und hat die freie Wahl zwischen popdudelnden Sendern von WDR 2 oder SWR 3 oder einigen vielen weiteren redundanten Angeboten aus dem privaten Funkerbereich.
DAB-Empfang lässt einen erst richtig zu Bewusstsein kommen, wie sehr wir hier im Über- und Unterfluss leben. Denn das Medium wird ja gar nicht genutzt, um die Welt der akustischen Informationen abzudecken. Sondern es zeigt nur auf, wie leer es unter seinen quotenbedingten Reformen geworden ist.
Der Brandenburger Hörer beispielsweise könnte sich im Glück wähnen, neben Bayern 2 und BR-Klassik auch den progressiven und höchstgelobten Sender BR „Puls“ zu hören. Aber, oh Wunder, den gibt es da gar nicht, stattdessen aber Bayern „Plus“! Ein Unterschied, den wahrscheinlich in den Hochetagen des BR auch noch keiner bemerkt hat – blöder Buchstabendreher aber auch. Verstehe das, wer will: Mit aller Macht wollen die den innovativsten und bestgelobten Sender „Puls“ auf UKW ausstrahlen, also der todgeweihten Technik anheimstellen, und dann bekommen sie es nicht einmal fertig, diesen fantastischen Sender deutschlandweit über DAB+ anzubieten, stattdessen aber die unwichtig schlamperte, in akustischer Demenz dahinsiechende „Plus“-Welle (Ausnahme: 16 bis 19 Uhr mit fei bester gutgemachter Volksmusik)?
Genauso blöde sind ja WDR und SWR mit ihren gleichklingenden Popwellen, die sie anstelle ihrer hochdifferenzierten Kulturwellen einspeisen lassen. Der Stau auf den Straßen ist endlich und vergänglich, der Innovations-Stau in den Intendanzen, der sich in Personal-(Kündigungen) und Ausstattungsentscheidungen (Orchesterfusionen) widerspiegelt, hat sich in Kalk(-ulationen) petrifiziert. UKW mag ja dem Tode technisch nahe sein, DAB+ und die Intendanzen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sind es allerdings auch inhaltlich. Daran wird wohl auch die Tatsache nichts ändern, dass, wie man hört, der BR-Hörfunkchef alte DAB-Empfänger an prominente Kritiker aus Mitteln unserer Haushaltsabgabe verschenkt (eines an das Rundfunkmuseum in Nürnberg dürfte da wohl reichen).