Jeden Donnerstag gegen halb elf zeigt mir ein „Bing“ akustisch den Eingang eines Newsletter mit Stellenausschreibungen an. Obwohl ich mein Profil recht genau bestimmen kann, freue ich mich immer wieder über den optimistischen Algorithmus, der mir die tollsten Dinge zutraut – etwa eine halbe Barockfagott-Professur in Bad Knorr-zach. Doch so manche Anzeige lese ich als böse Satire auf den Wert, den der heimatliche Forschungsstandort den Geisteswissenschaften beimisst.
Nun las ich dies hier: Herausragende Dissertation sowie Habilitation wird vorausgesetzt. Die 12 SWS Lehrverpflichtungen umfassen Unterricht in Satzlehre und das Halten von Seminaren in historischer und systematischer Musikwissenschaft; als Leckerbissen kommen die Institutsverwaltung, die Betreuung eines Instrumentenmuseums sowie des Landesarchivs hinzu. Und was wird dieser geniale Mensch, der die Sonne vermutlich noch nie gesehen hat und sich zukünftig eigenständige Forschung komplett abschminken kann? W 3, 5 oder 7-Professor?
Nein, er wird akademischer Rat und bekommt in etwa so viel wie ein Lehrer. Davon ist ein gutes Leben möglich. Aber muss man sich dafür so qualifizieren, dass man kaum noch laufen kann? Freunde: Sagt uns doch lieber gleich, wenn ihr uns abschaffen wollt. Kaum ein Vortrag war kürzlich auf einer Tagung so gut besucht wie jener, der ernsthaft Exit-Strategien für Habilitierte Wissenschaftler diskutierte. Nee, nee! Ich jammere nicht. Gottlob bin ich auch Komponist neuer Musik, da habe ich was Sicheres.