Natürlich sitze ich beim Steuern der Elektronik während eines Konzerts dort, wo man gut hört. Neulich allerdings, da saß ich mit Mischpult und Computer zwischen Beichtstuhl und einem Seitenaltar in einer wildwuchernden Barockkirche und hatte – Grundgütiger! – das Publikum direkt vor mir, dazu noch hell beleuchtet. Das P-u-b-l-i-k-u-m!
Da ich nicht viel zu regeln hatte, schaute ich es an, aber es konnte mich nicht sehen. Wie ein Tier auf der Jagd lauerte es meinem Stück entgegen, aber ich beobachtete wiederum jede Regung des vielköpfigen Ungetüms: Hier kratzte sich eine Honoration am Kopf, dort gähnte eine Kollegin, hier las jemand (du Lurch!) im Programmheft – da hinten: der soll gefälligst zuhören, jetzt kommt die Stelle mit dem Fis. Ignorant. Da: ihr gefällt’s, sie lächelt! Ganz sicher, sie mag das Stück!
Nach dem Konzert bin ich dann schnell zum Patentamt gegangen und habe meine Erfindung angemeldet: Der Publi-kuck-omat. Es ist eine Vorrichtung, mit der man die Regungen des Publikums während des Vortrags eigener Musik wahrnehmen kann. Man kann dabei den Schmerz- und Erkenntnisgrad stufenlos einstellen, den man bereit ist, gerade noch zu ertragen. Bis hin zur Wahrnehmung akustischer Phänomene, etwa der beliebten Höchststrafe für Profis im post-konzertösen Zustand: „Warst Du zufrieden?“ Lieferbar ist das Ding ab Oktober, allerdings erst an höhere Semester und Leute mit Diplom. Frühzeitige Verwendung des Publi-kuck-omats führt zu Studienabbrüchen und, ganz in der Tradition Per Mertesackers, schon beim Auftakt zu Würgreizen.