(nmz-thg) Thomas Goppels Kandidatur zum Bayerischen Musikrats-Präsidenten kam etwas überraschend und ist wohl seiner aktuellen Posten-Verarmung geschuldet: eigentlich hätte man – wenns schon ein Polit-Profi sein muss – den erfahrenen Passauer Ex-Landrat und langjährigen Vorsitzenden des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen Hanns Dorfner als Präsidial-Kandidat erwartet. Der schwamm wohl – von der Bugwelle des Panzerkreuzers Goppel bedroht – höflich beiseit. Was aber ist mit dem Vereinsteil des Bayerischen Musikrates los, dass man sich so hilflos nach einem anerkannten Polit-Rambo an der Spitze sehnt? Signale der Schwäche und der „Freunderl-Wirtschaft“?
Was die Musik betrifft, hat sich Thomas Goppel in seinem Amt als Kunst-Minister vorwiegend um die stramm regierungsaffinen Blechbläser bemüht. Denen schoss er jährlich schon mal 15.000 Euro für ihre Vereinszeitung zu. Ferner war Goppel bei der Finanzierung des Bläser-Verbands-Büros nicht knickrig, schuf Arbeitsplätze für Nahestehende, während er anderen Verbandsgruppierungen entsprechende Mittel kürzte. Und wurde ihm mal Kritik zu bunt, hat er bürgerschaftlich legitimierte Zuwendungs-Antragssteller schon mal mit finalem Entzug aller Gelder bedroht. Ohne inhaltliche Gründe.
Über ein frisches Nachtrags-Haushalts-Sahnehäubchen für Goppels flotte Marschkapelle haben wir kürzlich berichtet (siehe Link unten). Dort ist auch die Wurzel der Fehlentwicklung – die Aufspaltung des Bayerischen Musikrates in eine ministeriell und zuwendungstechnisch gut steuerbare gGmbH und einen schwachen, zivilgesellschaftlichen Vereinsteil annähernd beschrieben.
Dass nun dieser Vereinsteil ausgerechnet den Konstrukteur seiner künftigen Schwäche sich zum Kopf erküren möchte, könnte man als taktisch raffiniertes Manöver interpretieren. Man drückt das Unangenehme so lange an die Brust, bis es im Einklang zu atmen bereit ist. Nur dürfte, nach all den Krisen, dafür die Kraft fehlen. Es steht zu befürchten, dass eine Mischung aus eklatantem Mangel an Selbstbewusstsein und kurzhubigem subalternem Opportunismus beim Bayerischen Musikrat – sieht man von den Amigo-Aspekten ab – das Motiv für die Goppel-Kür sein könnte.
Fahrlässig gibt man möglicherweise alle Qualitäten bürgerschaftlichen Engagements, die eigene Kompetenz, die zivilgesellschaftliche Unabhängigkeit preis, um in personenfixierter Abhängigkeit auf vermeintlich kurzen Wegen im Spinnennetz der bayerischen Alt-Seilschaften Sicherheiten zu akquirieren. Vermutlich ein fataler Kurzschluss: Wer Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer bei der Verleihung des Corine-Preises an Martin Walser erlebte, hat gespürt, weshalb die Goppel-Steinzeit ein für alle Mal beendet ist.
Doch der Blick über den musikalischen Tellerrand hinaus war selten eine Stärke des Bayerischen Musikrates. Und deshalb dürfte am Samstag die Installation eines saustarken Musikministers wahrscheinlich geräuschlos über die Bühne gehen. Gott mit Dir, Du Land der Bayern…