(nmz-thg) Da zieht Bayern die Fahne auf Halbmast, Hessen setzt alles auf Opel, NRW auf Kultur 2010 und Thüringen hat aufgeholt. Die jüngsten PISA-Ergebnisse und die "differenzierten" Ländervergleiche machen offensichtlich jeden Soli überflüssig. Endlich wissen wir, was wir schon immer befürchtet haben: Am besten rechnen hierzulande die Sachsen - und sie können auch Gebrauchsanweisungen am besten lesen.
Also: Was soll PISA? Das Bildungsniveau unserer Kinder und Enkel vergleichen unter den Aspekten höchster ökonomischer Nützlichkeit? Bildungs-Planung europäisieren mit dem Hintergedanken, dass Bildung dann einfach billiger wird?
Bei zwölfjährigen schon die künftige Arbeitskraft optimieren bei Vermeidung aller erdenklichen Verluste?
Fort mit Humboldt oder leistungsfremden Überlegungen, dass Bildung individuelle Entscheidungen für ein gut gebildet selbstbestimmtes Leben vortragen sollte?
Wir bitten unsere Leserinnen und Leser um Wertungen, Meinungen, Schelte, Phantasie und gänzliche Neuentwürfe im Hinblick auf dieses Drama. Pisa, Bologna, Lehmanns, Müntefering, Merkel: Eine Milliarde für Bildung, oder hundert? Wir bitten um Vorschläge unter nmz [at] nmz.de (nmz[at]nmz[dot]de) - oder direkt in unserem Kommentarfeld unten.
Dazu schreibt dann zum Beispiel höchst abakusmäßig enthusiasmiert und wie immer klug und weise die "Zeit online":
Dass ostdeutsche Schulen in den Naturwissenschaften beim Pisa-Test absahnen würden, war vorauszusehen. Aber auch in der wichtigsten Disziplin - dem Lese- und Textverständnis - führen neue Bundesländer das Feld an.
Sachsen triumphiert beim Pisa-Test 2006. Das Bundesland erreicht in allen drei Disziplinen den ersten Platz und verweist damit den bisherigen Sieger Bayern auf den zweiten Rang. Zugleich gibt es bei dem zum dritten Mal vorgenommenen Bundesländervergleich weitere deutliche Verschiebungen. Vor allem die ostdeutschen Länder drängen stark nach vorn.
Im Pisa-Untersuchungsschwerpunkt Naturwissenschaften folgt hinter Sachsen und Bayern auf Platz drei Thüringen - gefolgt von Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz. In den Naturwissenschaften gelten die ostdeutschen Schulen traditionell als sehr leistungsstark.
Bei der wichtigen Disziplin Lese- und Textverständnis folgt hinter Sachsen und Bayern ebenfalls Thüringen auf Platz drei - gefolgt von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Das Textverständnis gilt als wichtige Basisvoraussetzung für das Lernen.
Bremen bildet das SchlusslichtIn der Mathematik kommt hinter Sachsen und Bayern auf Platz drei Baden-Württemberg - gefolgt von Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.
Bremen bildet erneut in allen drei Teildisziplinen das Schlusslicht. Es ist der dritte Pisa-Bundesländervergleich seit dem ersten Test im Jahr 2000. Das schlechte deutsche Abschneiden bei dem weltweiten größten Schulleistungstest der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hatte den Ruf nach umfangreichen Schulreformen ausgelöst.
Nach wie vor gibt es in Deutschland einen erheblichen Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft und der Chance von Jugendlichen, ein Gymnasium zu besuchen, stellen die Autoren in der Untersuchung fest. "Statistisch bedeutsame" Verbesserungen in diesem Bereich machen die Forscher nur in Bayern und Rheinland-Pfalz aus.
Rheinland-Pfalz baut Ganztagsschulen ausIn Bayern war die Abhängigkeit des Gymnasialerfolgs von der sozialen Herkunft bei den beiden Vorgängerstudien im Vergleich zu allen anderen Bundesländern am ausgeprägtesten. Rheinland-Pfalz hat in den vergangenen Jahren seine Ganztagsschulen erheblich ausgebaut und wird ab 2011 an mehr als jeder dritten Schule Ganztagsbetreuung anbieten.
Laut Pisa-Studie schwankt der Besuch des Gymnasiums von Jugendlichen aus der "oberen Dienstklasse" (Akademiker, Chefs) zwischen 47 Prozent (Bayern) und 63 Prozent (Brandenburg). Hingegen besuchen von den Fünfzehnjährigen aus Familien von ungelernten und angelernten Arbeitern nur zwischen 8 Prozent (Bayern) und 20 Prozent (Thüringen und Sachsen-Anhalt) ein Gymnasium.
Endlich müssen Taten folgenDie großen Lehrerorganisationen verlangten konkrete Verbesserungen an den Schulen. Nach jahrelangem Messen und Testen müssten endlich Taten folgen, forderte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Ludwig Eckinger. Die Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marianne Demmer, mahnte mehr Hilfen für Risikoschüler an. Demmer verwies darauf, dass auch nach dem dritten Pisa-Test 2006 jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland auch einfache Texte nicht richtig lesen und verstehen kann.
An der zusätzlichen deutschen Bundesländeruntersuchung zum Pisa-Test 2006 nahmen weitere 57.000 Schüler an 1500 Schulen teil. Die Federführung lag beim Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) in Kiel.