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Die Popmusik ist schon längst tot

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Anmerkung zu Arno Lückers Artikel „Die Popmusik ist tot…“, <a href="/nmz/2005/03/pop-tot.shtml">nmz 3/05, Seite 48</a>
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Als in den 90er-Jahren die Technowelle aufbrauste, griff die Angst um sich, dieser Bumm-Bumm-Bumm-Maschinensound würde die gute Popmusik zu Grabe tragen. Dass im Zuge der neuen Bewegung sich eine beachtliche subkulturelle Vielfalt ausdifferenzierte, von der Kunst des Plattenauflegens über neue Trendmagazine bis hin zu den gigantischen Party-Events der Love Parade und ihren schrägen Outfits, übersah man bei der groben Kritik des Musikalischen geflissentlich. Dabei lässt eben diese Vielfalt doch darauf schließen, wie lasch und leer Pop damals schon war. Nur blieb der synthetischen Tanzmusik ein folgenreicheres wirtschaftliches Interesse versagt, da sie dafür zu artifiziell, vielleicht vom Selbstverständnis auch zu subversiv war. Andererseits fand sie auch keinen Eingang in die Hochkultur, weil sie zu sehr in den Stätten des Underground beheimatet blieb. So verflüchtigte sich Techno wieder in seinen Zersplitterungen, während konträr dazu der populäre Starkult weiterhin Präsenz und Profite versprach, und sei es als justiziables Objekt wie in der Person Michael Jacksons, dem einstigen „King of Pop“.

Pop war dadurch jedenfalls alt geworden. Wenn er, wie beispielsweise aus Großbritannien, noch einmal musikalisch für Aufsehen sorgte, war zurecht vom 70er-„Revival“ die Rede. Ebenso speist sich das Liedrepertoire in „Deutschland sucht den Superstar“ und Co. aus den irgendwie aufgewärmten „Klassikern“ (abgesehen von Bohlens Neukompositionen, die den Namen nicht verdienen). Es scheint, dass der Pop in sein postmodernes Stadium eingetreten ist, wenn die jetzige Vermarktungsstrategie sich mehr denn je den hinteren Gliedern der Verwertungskette widmet. Dies liegt aber im Verlust ästhetischer Qualitäten begründet, und nicht in der Missgunst der angeblich verkommenen Masse. Denn Pop war seit jeher auf Breitenwirkung angelegt und kommerziell manifestiert; die immer peinlicheren Shows sind nur das Oberflächenphänomen dieses (Madonna weiß es im Übrigen schon lange) weithin ausgelaugten Keyboard- & Gitarrenband-Sounds. Es ist verständlich, dass der Kapitalismus aus dem mürben Lappen so noch einige Rubel wringen will. Doch wenn das hierbei optierende Publikum überhaupt relevant sein sollte, ist es sein Auswahlspektrum längst nicht mehr.

„Erlösung“ im Geiste Adornos (dessen geschichtsphilosophische Reflexion Lücker, fragwürdig, zur Kritik des Läppischen variiert) macht hierbei wenig Sinn. Nach dem Super-Star jetzt noch die Er-, Auf- oder sonst eine rigorose Lösung zu suchen mag sich mancher wünschen – in der postmodernen Sicht aber hat die Popmusik, neben Rock ‘n’ Roll, Reggae, Metal und so weiter, schon ihren neuen Platz gefunden, ob gut oder schlecht. Und das werden auch die Programmmacher der privaten Sendeanstalten irgendwann – auf ihre Weise – wiederum griffig formulieren können.

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