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Digital Oldies

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Cluster 2014/05 - Martin Hufner
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Der Streit um den Behalt von BR-Klassik im UKW-Radio trägt seltsame Früchte. In Argumentationsnot geraten die Befürworter wie die Gegner. Denn statt der E-Musik soll einem Jugendsender mit Namen PULS der Sendeplatz zugewiesen werden. Argumentiert der BR für die gute Klangqualität im Digitalradio für die Klassik und die landesweite Verbreitung ohne Lücken, dreht sich der Spieß um, dass junge Menschen weder auf Klangqualität noch komplette Verbreitung Wert legen. Argumentiert man auf der einen Seite gegen Überalterung der Klassikhörer, argumentiert man zugleich gegen sein Publikum, das eben eher „alt“ ist. Das war immer schon so und wird auch wohl so bleiben, wo ist das Problem?

Absurd wird es, wenn fast zeitgleich zwei Internetpetitionen starten: Die eine für BR-Klassik, die andere für PULS auf UKW. Komischerweise hat die Petition für BR-Klassik etwa 40.000 Befürworter, die für PULS nur circa 2.000. Sind die alten Klassik-Säcke plötzlich auf den Barrikaden des Internets, dümpeln die Pop-Jugendlichen, offenbar uninteressiert an dieser Fragestellung, im marginalen Randgruppenbereich herum. Will man das Jugendpublikum zwangsbeglücken im BR-Hochhaus? Oder zeigt das Engagement der Klassik-Fans, dass sie mit den neuen Medien- und Verbreitungsformen doch besser zurechtkommen, als man denkt. Wäre es so, kehrte sich das Argument gegen das Engagement um: Dann kann es für die Klassik-Fans doch wohl nicht so schwer sein, sich auch entsprechende Digitalempfangsgeräte zuzulegen und ab in die Zukunft zu starten.

Freilich, die ganze Rechnung stimmt nicht. Die Frontbildung zwischen Pop und Klassik, zwischen Alt und Jung verdeckt, dass man mit Leichtigkeit mit etwas Umbau auf den anderen Wellen des BR sowohl für die Zukunft der engagierten Alten wie Jungen etwas tun könnte. Beide Wellen brauchen „noch“ das Ultrakurzwellenradio. Es gäbe genug Seichtes und Redundantes, auf das der BR besser verzichten könnte. Leider läuft das auf den Wellen, die die Entscheider offenbar am liebsten hören.

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