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#metoo. Grafik: Moritz Eggert
#metoo. Grafik: Moritz Eggert
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Ein nötiges Umdenken in Zeiten von #MeToo

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Absolute Beginners 2018/07
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Im Moment bekomme ich täglich E-Mails von Opfern sexueller Übergriffe an Musikhochschulen. Die Opfer sind Frauen wie auch Männer. In allen Berichten klingt eine stille Wut an, denn selbst wenn die Opfer sich wehrten oder eine Anzeige erstatteten, gab es stets wenig bis keine Unterstützung seitens der Lehrinstitute. Eines ist klar: die MeToo-Debatte ist ein Thema, das dringend an deutschen Musikhochschulen ankommen muss. Einige Hochschulen haben dies auch schon erkannt, aber längst nicht alle.

Die Palette reicht von verbalen Entgleisungen bis hin zu körperlichen Übergriffen, dem Entblößen von Genitalien und Vergewaltigungen oder schweren sexuellen Nötigungen. Nach wie vor kann man nur einen Bruchteil dieses anscheinend tief in die Hochschulwelt eingewachsenen Fehlverhaltens aufarbeiten, weil die meisten Opfer bis heute schweigen und nur ganz wenige den Mut haben, an die Öffentlichkeit zu gehen. Die Täter erfuhren bisher fast keinerlei Konsequenzen – mal musste der eine oder andere Professor seine aktuelle Lehrstätte verlassen, wenn er Ärger bekam, aber dann wartete meistens eine bessere Stelle an einer anderen Hochschule auf ihn. Die Opfer dagegen wurden stets diskreditiert, mit absurdesten Argumenten zum Schweigen gebracht („Aber Herr XY ist doch so ein toller Musiker, wie können Sie ihm das antun?“), öffentlich denunziert, aus Rache mit schlechteren Noten bestraft, belogen („Sie sind sicher das einzige Opfer – das ist noch nie passiert!“) oder schlicht und einfach ignoriert.

Ombudsfrauen und -männer, Frauenbeauftragte und bessere „Compliance-Kultur“ (siehe den Artikel „worst practice“ aus der letzten nmz) sowie „Nein heißt Nein“-Broschüren werden dabei leider wenig ändern, denn ohne notwendige Gegenmacht haben diejenigen, die den Mut zum Brechen des Schweigens aufbringen, keinerlei Chance. Denn die schlimmsten Täter sind keineswegs erfolglose und frustrierte Professoren, sondern eher höchst einflussreiche und mächtige Persönlichkeiten des Musiklebens, die durch diese Macht verführt werden, ohne dass ihnen Einhalt geboten wird.

Daher haben einige Hochschulen damit begonnen, externe Anlaufstellen einzurichten, um zu vermeiden, dass Opfer sich alleine gegen die Hochschulmacht stellen müssen. Aber bisher können solche Stellen nur wichtige Unterstützung leisten, keineswegs aber Konsequenzen für Täter erzwingen. Dass hier in der Vergangenheit nichts geschehen ist, wird leider aus den vielen Berichten offensichtlich: Die meisten Täter bekamen allenfalls milden Gegenwind zu spüren und erlebten keinerlei berufliche Einschränkungen. Hier ist ein Umdenken notwendig, denn mit gegebener Härte seitens der Hochschulen gegenüber solchem Verhalten kann auch verhindert werden, dass ein Täter überhaupt erst auf die schiefe Bahn gerät.

Auch eine Stärkung der Studierendenvertretungen an Musikhochschulen wäre eine wichtige Maßnahme. Die meisten Musikstudentinnen und -studenten sind Einzelkämpfer, arbeiten still in Überäumen vor sich hin und haben aufgrund des hohen Konkurrenzdrucks ein wesentlich eingeschränkteres Sozialleben und Freundesnetz als andere Studenten. Aber dennoch – der Widerstand ist so wichtig wie noch nie: mehr Solidarität unter den Musikstudenten, mehr Mitgefühl mit den Opfern würde die Gegenmacht zu den Hochschulhierarchien ebenfalls stärken. Die Ängste zu handeln, sollten in der Zukunft abnehmen, denn die öffentliche Debatte hat sich in den letzten Monaten (gottseidank) zugunsten der Opfer gewendet.

Den Anfängen zu wehren heißt, die Personalpolitik von Hochschulen kritischer zu befragen, Offenlegung und Aufklärung von vertuschten Vorfällen zu fordern. Die Macht der Seilschaften muss reduziert, die Macht der Studierenden, sich gegen Manipulationen zur Wehr zu setzen, erhöht werden. Nur dann kann sich etwas ändern.

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