„Es gibt doch noch gute Nachrichten aus Wuppertal!“, dachte ich mir, als ich die Pressemitteilung im „Bergischen Merkur“ las. Nachdem man dort das feste Ensemble losgeworden war und sich mittlerweile ja auch der Generalmusikdirektor in Auflösung befindet, will man das drohende Vakuum positiv nutzen und die Institution schnell wieder mit Leben und mit Kunst füllen. Anstatt sich also allgemeiner Verödung hinzugeben, wird ein Experimental-Ensemble eingestellt: Sänger, Performer, Videoleute, Elektrofrickler, Schauspieler, Tänzer und so weiter und so Fortschritt.
Wahnsinn: Man wird während der Proben an dem einen Projekt nicht schon Anträge für das übernächste Projekt stellen müssen! Man wird sich auf die Arbeit konzentrieren können, wo hat es so etwas zuletzt gegeben? Man will also ernsthaft ein Theater umkrempeln, die guten Ideen – einige davon etwa von Heiner Goebbels (der leider aus Zeitgründen einen angetragenen Posten im Beirat absagen musste) – in Angriff nehmen, allerdings ohne (selbst-)ausbeuterische Projektitis? „Ich ziehe sofort um und nutze den Standortvorteil für irgendwas!“, dachte ich weiter.
Doch da klingelte der Wecker. Aus und vorbei, aus und vorbei. War nur ein Traum. Und beim Rasieren sang ich wieder und wieder die alte Weise: „Es steht ein Komponist am Wupperstrand, hält Wache für sein Theaterland, in dunkler Nacht allein und fern, es leuchtet ihm kein Mond, kein Stern. Regungslos die Kommune schweigt, eine Träne ihm ins Auge steigt.“