Lauf, Forrest, lauf! So dachte die amerikanische Popgesellschaft, als es darum ging, bei Donald Trumps Verschwörung, äh Einschwörung zum Präsidenten Spalier zu stehen und einen Hit zu trällern. Da liefen einige Künstler aber schneller davon als manche illegalen Einwanderer über den Grenzzaun zwischen San Diego und Tijuana kraxeln. Eimerweise kübelte es Absagen. Und aus dem „off“ hörte man Heidi Klum piepsen: Sorry, Donald, ich habe auch heute wieder keinen Künstler für dich. Selbst Notnagel Katy Perry (MTV Awards, Super Bowl, Truthahn-Köpfen) musste nach folgenden Tweets des Präsidenten passen: „@katyperry must have been drunk when she married Russell Brand... Katy, what the hell were you thinking when you married loser Russell Brand.“
Unvorstellbar, dass Steffen Seibert, Merkels Tweet-Minister, so etwas veröffentlichen würde. Etwa wenn Helene Fischer Florian Silbereisen heiratete. Wobei die Frage der Berechtigung davon freilich unberührt bliebe. Geschadet hätte es im umgekehrten Fall jedenfalls Mats Hummels nicht, nachdem er seine „Soja-Latte macchiato“- Queen Cathy Fischer ehelichte. Schade eigentlich. Für Donald. Aber auch Klarheit. Denn auf die erzkonservative US- Country-Szene ist kein Verlass. Sonst die ersten, die ihren Pistolengurt enger schnallen, sobald die Tour Richtung südliche USA geht. Nun hüsteln sie in ihre Zauselbärte, schieben das Stetson- Hütchen tief in die Stirn und drängeln zum Künstlerausgang: Schließlich sind auch Demokraten Plattenkäufer. Was war das noch für eine Keilerei, als Obama verteidigt, äh vereidigt wurde. Alicia Keys, Stevie Wonder, U2, John Mellencamp, Bruce Springsteen, Aretha Franklin und Beyoncé prügelten sich bei Obama 2008 und 2013 quasi auf die Bühne. Unzählige Stars sollen dabei noch mit Platz- und Kratzwunden übersäht unter der Bühne gelegen haben.
Und 2017? Die Bauernband „3 Doors Down“ aus Escatawpa, Mississippi. Deren Patriotismus gar nicht mal so gut ankommt, weil unter anderem ihr Song „Citizen/Soldier“ für die US-amerikanische Nationalgarde geschrieben wurde. „Alles ein Missverständnis“, sagt die Band. Und passt somit wiederum wie die Faust auf‘s Auge. Zu oder auf Trump. Gott sei Dank ist Ähnliches in Deutschland unvorstellbar.
Weil hier das Volk wählt und nicht die Spender. Ausnahme: Regensburg. Wobei Sigmar Gabriel als Ex-Popminister und eventuell dann doch Kanzler da schon eine Zeitenwende einläuten könnte.
Doch vermutlich sollte man den Gedanken nicht zu Ende bringen. Der in einer Hannoveraner Kaschemme endet. Mit den Scorpions, irgendwie für die Siegesfeier zusammengeflickt auf die Bühne gehievt, davor 47 Genossinnen und Genossen mit „Free Wolbergs“- Schildern und dem Versuch „Wind of Change“ durch die vom Wahlkampf ausgetrockneten und im Mundwinkel Speichel anhäufenden Lippen zu pfeifen. Boah. Ich ende hier. Mit der Wiener Band „Wanda“ und deren wahrhaft unwiderlegbaren Zeilen: „Ein wenig Freude war da schon zu sehen, es muss halt jeder einmal untergehen“.