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Ferchows Fenstersturz 2016/04
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Große Aufregung und schäumende Madonna-Fans, die täglich ihre Sauerstoff-Tanks nachrüsten. Ist ja auch schon im Rentenalter, die Bande, bedenkt man, dass Madonna ihren 50. Geburtstag schon vierzehn Mal gefeiert hat … Na gut, Bayern 3 wird es freuen, dass die Alte noch so rüstig ist wie die Stammkundschaft. Grund des Grimms ist ein Alkoholproblem, das Journalisten der Sängerin „andichten“ (dicht, dichten, Sie verstehen?). Eine Flasche Wodka soll sie während eines Konzerts in Australien geext haben. Für gediegene Leserinnen und Leser: in einem Zug ausgetrunken haben.

Wobei Sie „Zug + Trinken“ jetzt bitte nicht mit diversen Fahrten zu Auswärtsspielen ihres Traditionsvereins assoziieren. Gemeint ist: trinken ohne Luft zu holen. Egal. Madonna hat sich das also hinter die Mandeln gekippt. Verständlich. Wenn ich Madonna wäre.  Dass ich wegen ihr ein Alkoholproblem habe, interessiert wieder keinen. Außer Jupp vom Kiosk. Eine Flasche Wodka brauche ich seit den Achtzigern, um jeden einzelnen Madonna-Song auch nur halbwegs bis zum Refrain zu ertragen. Und ihr Video „Like a Prayer“ zu verarbeiten. Als sie im schwarzen Negligé unter brennenden Kreuzen einen schwarzen Jesus küsste! Der ausklingende Katechismus meiner Jugend in vier Minuten zertrampelt. Danke. Echt. Madonna bestreitet freilich die Wodka-Vorwürfe. Weihwasser aus Lourdes (nicht von Lourdes, ihrer Tochter!) sei das gewesen. Aber der Gesundheitswahn macht wohl selbst vor den Schwestern in Lourdes keinen Halt. Schlagwort „Destillation light“. Wie sonst ist es zu erklären, dass Madonna laut Augenzeugen einem Fan den Tequila-Kelch aus der Hand riss und den Stoff ordentlich durch die Kehle spülte? Das kommt dabei raus, liebe Nonnen, wenn der Fusel zu wenig Umdrehungen hat: Mundraub 4.0. Siebzehn Jahre nach Boris Becker.

Leider, liebe Madonna- Fans, kann man es nicht bei dieser Entgleisung belassen. Also schnell den Tropf nachjustieren. Denn so gestärkt, Weihwasser und Tequila im Blut, setzt sich die Gute – dicht wie eine Knasttür – während der Show auf ein Dreirad und fällt überraschenderweise von selbigem. Ohne Helm! Unverantwortlich. Madonnas Sprecher wiegelt allerdings ab. Es handelte sich um eine Demonstration, welche Folgen ungeübter Alkoholkonsum nach sich ziehen kann. Aufatmen beim „RTL II“-Publikum. Mehr kann den Kindern auf ihren Bobby Cars also nicht passieren, wenn man nach dem Frühstück und vor dem zweiten Schlaf vergisst, den Spiritus wegzuräumen. Stimmt, gefährlich wird es für die Kleinen nur, wenn sie in Bayern mit dem Dreirad auf die Straße fahren und einem CSU-Politiker begegnen. Verstörend soll für einige Konzertbesucher dann aber doch Madonnas unmissverständliche Einladung zum Sex gewesen sein. Wohl gemerkt: für die prüden Australier. In Deutschland ist man härter im Nehmen. Singen, Saufen, Sex. Klingt irgendwie nach Standardprogramm im Musikantenstadl unter Karl Moik. Oder nach Traumfrau. Ach, entscheiden Sie selbst.

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