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Ferchows Fenstersturz

Untertitel
Dr. Jack & Mr. Moik
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So. Der Sommer ist durch. Schnell das Lametta durch die Wohnung schleudern, die Weihnachtsbeleuchtung an die Gartenzwerge nageln und den Herd vorglühen. Christstollen werden gebraucht. Die Vollpensions-Sommerwampe können Sie behalten. Macht sich gut beim Nikolaus spielen. Derart vorbereitet können Sie einen bitteren Popsommer abbrechen und in Habacht-Stellung der Dinge harren. Der Sommerhit wurde ja von der FDP abgeschafft, weil die Unterschicht ohnehin ganzjährig Halligalli macht. Selbst die traditionelle Flut in Sachsen ist nicht mehr das, was sie einmal war. Stülpte sich einst noch Kanzler Gerhard „Acker“ Schröder die Gummizischpen über die Waden und hechtete in die reißende Brandung, versucht die aktuelle Regierung eher mit Kosmetikpads aus Guidos Beautycase die Brühe aufzutunken. Dafür springen andere in die Bresche.

Erster Tipp: Holla-re-dü-rü. Korrekt. Die Volksmusi-Szene brodelt. Was ist passiert? Musikantenstadl-Ötzi Karl Moik, der unsere italienischen Freunde in Live-Sendungen gerne mal als „Spaghettifresser“ beleidigt, fühlt sich erniedrigt. 18 Jahre hatten er und Carolin Reiber die musikalische Geisterbahn moderiert. Doch zum Jubiläum am 28. August (500 Jahre Stadl) bekamen beide nur eine Einladung per E-Mail. Eine bodenlose Impertinenz. Scusa, Karl, dass Dich keine angeketteten wie spaghettifressenden Katzelmacher mit der Sänfte abholten und Dir die Einladung trompetend überbrachten. Moik und Reiber reagierten mit der SAK (schlimmsten anzunehmenden Konsequenz). Sie drohen dem Gruselstadl mit einem Boykott des Jubiläums. Gut. Denn ihre Teilnahme wäre eher eine Sabotage. Zweiter Tipp: Schöne Maid, hast Du heut‘ für mich Zeit. Richtig. Die Schlagerszene kollabiert, die Fangemeinde (hauptberufliche Gewinnspielteilnehmerinnen) hat die Schnappatmung aktiviert. Starproduzent Jack White packt per Autobiographie aus. Da wird einem speiübel. Eine Brutstätte der Sünde, die Schlagerwelt. Ekelige Abgründe zwischen Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll. Zunächst kreuzigt er David Hasselhoff. Der spannte ihm die Frau aus. Vermutlich ein gezielter Wurf mit der Baywatchboje an den Kopf, dann eine exzessive Konservierung in Hasselhoffs alkoholischer Aservatenkammer (Sex).

Mit Tony Marshall lief es flüssiger. Der, so White, sang 1971 seinen Hit „Schöne Maid“ breit wie eine Natter ein. Also mit Restblut im Alkohol. Letztlich keine Überraschung. Achtbarer dagegen Marshalls Leistung, den Pegel bis 2010 konstant zu halten (Drugs). Auch Hansi Hinterseer wird gedisst. Der kreist nur noch mit dem Privatjet über die Almen (Rock ’n’ Roll). Nicht so poplig sein, Jack. Wen juckt’s, ob sich der Hansi das Alpenglühen von oben oder unten ansieht und seine Zustände bekommt. Tja, liebe Fans. Da ist nichts zu beschönigen. Mit einem jovialen „Samma wieder guat“ ist es nicht getan. Vom vertrauten Elysium wird man Abschied nehmen müssen. Aber mit erhobenem Gebiss und Katja Ebsteins Trost: „Abschied ist ein bisschen wie sterben …“ 

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