Witzig, witzig. Der allseits unbekannte Rapper Kollegah bot im Sinne der Nachwuchsförderung eine bizarre Bildungsmaßnahme für Rap-Säuglinge an. Weil ihm das Buchstaben-Repertoire des Frischfleisches unbrauchbar erscheint, versteigerte Kollegah eine Punchline bei eBay. Punchline bezeichnet nach Wikipedia „einen mit Wortwitz vorgetragenen Vergleich oder eine ebensolche Aussage, die oft als subjektives Qualitätsmerkmal eines Rappers herangezogen wird und dazu dient, die eigene Person zu loben oder Gegner zu ‚dissen’“. Wobei „dissen“ wiederum bedeutet, verbale Anspielungen zur mutmaßlichen Berufsbezeichnung der Mutter des Gegners öffentlich anzudeuten. Nun gut. Kollegah ist jung und braucht das Geld.
Und bevor er in seinem Vorort Omis umnietet, um seine Mercedes-Kette zu finanzieren, soll er lieber seine garantiert metrikfreien Verschen verramschen. Mit spießiger Reimbürgschaft und Besitzurkunde. Mut hat er ja, bezeichnet sich Kollege Kollegah in einer dem Angebot beigefügten Videobotschaft doch glatt als „Punchline-Gott“. Die habe ich selbstverständlich an das Management von Bushido gepostet. Ich denke mal, da gibt’s gepflegt Haue von Bushido.
Und weil die Rap-Szene eine drollige Puppenkiste ist, folgte prompt auf Kollegahs Auktion die Diss-Auktion: Verkäufer „quickhardware“ (alias Özgür und Eray) startete die „exklusive Anti Kollegah Punchline“-Auktion. Böse Zungen behaupten indes, Kollegah hätte die beiden Strohmänner (selbiges ist bei deren Videobotschaft übrigens reichlich vorhanden) gekauft, um den Preis seiner lyrischen Lockung in die Höhe zu treiben. Gleichwohl: Kollegahs Punchline ging für schlappe 351 Euro inklusive kostenlosem Versand über die virtuelle Ladentheke. Wucher werden die einen denken. Andere dagegen neue Einnahmequellen entdecken. Deutsch-Grundkursler, die Texte für Musikanalphabeten basteln, statt Bierkästen im Getränkemarkt zu stapeln. Westernhagen könnte endlich gute Texte erwerben. Verkauft von Heinz Rudolf Kunze alias „wirwerdenwieriesensein2009“. Möglich auch: die Gründung von Popnachhilfeinstituten als Franchisebetrieb aus Dieter Gornys Hand.
Auf den Schulbänken büffeln dann internationale Textverbrecher wie Nickelback oder AC/DC und würden Bekanntschaft mit dem zweihebigen Jambus schließen. National wären Rosenstolz (Seminar: Texte bauen mit Wattebäuschchen) und der deutschen Einheit zu Liebe die „Prinzen“ (Seminar: Humorfrei texten leicht gemacht) als Dozenten für Silbermond oder Annett Louisan vorstellbar. Abschluss: Bachelor of Word.
Keine blöde Idee von Kollegah. Und nun das Beste: Ersteigern Sie Ihren persönlichen Fenstersturz! Mail an: fenstersturz [at] nmz.de (fenstersturz[at]nmz[dot]de). Die Auktion läuft vom 3.8.2009 (12:00 Uhr) bis 10.8.2009 (12:00 Uhr). Das höchste Angebot erhält einen eingerahmten Fenstersturz, den Sie sich neben die Besitzurkunde der Brockhaus-Edition nageln können. Der Erlös wird einem karitativen Zweck zugeführt. Dann mal runter mit den Spendierhosen!