Brechreiz überfällt mich gar nicht mal so hinterrücks, wenn ich daran denke, was mir beim Öffnen sämtlicher Internetseiten entgegen schaudert. Oder durch „frames“ die Sicht versaut. Knöpfe, Links und Leisten, die selbst esoterische Netzauftritte mit „social networks“ fraternisieren. Eine Variante des „crossover“ quasi. Der Ritterschlag, dass man von allem wenig und von nichts ein bisschen bieten kann. Eine Maxime, die „social networks“ pflegen. Oder heißt das Synergie? Egal. Alles muss verschmelzen. Sich anzapfen. Facebook saugt sich an Twitter, Twitter schlotzt sich an Flickr, Flickr paart sich mit Google, Google schnüffelt mit studiVZ, studiVZ bestäubt sich mit My space, My Space mit Youtube, Youtube mit ping, ping mit MeinVZ, MeinVz mit iTunes, iTunes mit Buzz und Buzz mit Facebook. Alle fallen sich in die virtuellen Arme. Doch heraus kommt ein inzestuöser Klumpen Info-Müll. Und die Illusion, „dabei zu sein“. Aber das waren wir schon immer gerne. Universal gültig das unschlagbare Argument: Nur so kommen wir an neue wie alte Freunde und Zielgruppen, die wir auf herkömmliche Weise nie erreicht hätten. Lächerlich. Doppel-„LOL“! (Netzjargon: „laughing out loud“).
Ich möchte mit dem Streber, dessen Brille wir zu gymnasialen Zeiten täglich zertreten oder im örtlichen Bach versenkt haben, nichts mehr zu tun haben. Auch der Grundschul-Sportskanone (heute Fitnesstrainer mit Goldkettenimitat), die mich verhöhnte, weil ich die 100 Meter nicht unter drei Minuten schaffte, möchte ich nicht mehr begegnen. Und auf studierende Vierfach-Mütter, die aussehen wie Joopi Heesters, und ihre Rotzlöffel in jedes Seminar mitschleppen, habe ich auch keinen Bock mehr. Don’t touch me anymore! Deshalb: Haustür zu, Bier auf und an die Wand starren. Entschuldigung, dass ich einfach gestrickt bin. Aber dieses sahnige Geflöte („Bist Du schon in der ‚after work news relation group’“?) steht mir bis Unterkante Oberlippe. Schlimmer noch der „Asylantrag abgelehnt“-Blick und die sofortige Lebens-Exkommunikation auf das Geständnis, nicht im „social network“ integriert zu sein. Zu Recht, wenn man den frisierten Lebenslauf der einstigen wie amtierenden „Dorfdummheit“ liest. Gut, Privatsache. Aber sehen wir uns mal Grand Prix-Lena an. Geboren zwischen „Crossover“ und „social network-awareness“. Wo ist eigentlich Lena? Eine Frage, deren Antwort Sie schuldig bleiben können. Wenn Sie gerade angekettet auf einem Bahngleis in Stuttgart liegen oder unterirdisch eine Demo in Asse organisieren. Lena ist schlicht out. Kein „crossover“ mehr. Vielleicht hinaus komplimentiert von zu Guttenberg, der sein Medienprimat in Gefahr sah. 300 Euro bar auf die Kralle und Grüße nach Niedersachsen. Rückkehr ausgeschlossen. Wo sind nur all die „social network“-Freunde? Traurig, oder? Wollen wir ’ne Gruppe gründen? Sie und ich? Als de-enthusiasmierte Lena-Fans. Im modrigen Kindergarten-Turnraum? Nur wir und sechs Stühle. Schreiben Sie mir. Handschriftlich und per Post. Danke.