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Ferchows Fenstersturz 2010/11

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Phat, Alder! Da hat MTV-Manager Dan Ligtvoet die Stammzellen aber mal massiert: MTV wird zum Abosender geswitched. Begründung: Keiner schaut Musik auf seinem Sender – die freilich nicht gesendet wird. Übrigens seit gefühlten zehn Jahren. Aber die Schnellspanner bei MTV sind ausgebufft. Man soll künftig bitteschön für nichts zahlen, weil ja auch schließlich nichts geboten wird. Das erinnert an die deutsch-griechische Abschlagszahlung. Böse Zungen behaupten nun gar, MTV und seine keine Musik wären trotzdem kulturimmanent. Und weil die Ideen im krassen Sender gerade brodeln, twittern einige Entscheider durch die networks, dass es nur recht und billig wäre, wenn Frau von der Leyen in der baldigen Hartz IV-Kundenkarte einen Betrag fürs bildende Kulturfernsehen reservieren würde. Gut so. Wer braucht schon Schulhefte? Raus mit dem Zaster.

Beziehungsweise rein. Und damit die Hartz IV-Checker keine Zeit am Buffet verlieren, mögen folgende MTV-Programminfos als Sondierungs-Häppchen dienen. Da wäre – passend zum Klientel – das sinnentstellte Lebenshilfe-Format „16 & pregnant“ für 50 Cent im Monat. Zu deutsch: 16 Jahre, Berufswunsch „Beliebigkeitsfanatiker“, und reichlich schwanger. Das gar nicht so glatte Gegenteil wäre Ozzy Osbournes Runzelhintern, dessen Fäulnis per Dokusoap beglaubigt wird und mit 2,50 Euro im Monat zu Buche schlägt. Für den Herzschmerz gäbe es eine Rosamunde Pilcher-Adaption auf amerikanisch: „Rock of Love“. Soll heissen: Bret Michaels, einbalsamierter wie überalterter US-Rockstar, füllt im mittleren Körperdrittel überdimensionierte dafür im oberen Drittel deutlich unterdimensionierte Einwanderinnen oder Fast Food-Bedienungen mit spiritiuösem Rachenputzer ab. Zweck: Heirat. Ergebnis: Verzweiflung. Und zwar allerorten.

Wenn Sie verstehen, was ich meine. Unbedingt unterstützenswert, das deutsche Format „Fist of Zen“. Fünf junge aber im Rückblick falsch beschulte humanoide Minimalkonfigurationen stellen sich ihrem Ego. Zu gewinnen ist ein beängstigender Geldbetrag, der drei Tage ein achtloses Leben garantiert. Dafür lassen sich die Rattenknechte einen Bohrer (Stärke 8) mit der Schlagbohrfunktion durch das Handgelenk spreizen, halten den Unterschenkel zwei Minuten in die Häckselmaschine oder lassen sich die Rückenhaare mit dem Mähdrescher abziehen. Alles, ohne eine Miene zu verziehen. Wer heult, hat verloren. Wer lacht ebenso. Dann ist die Kohle futsch. Für Rollenspiel-Liebhaber eignet sich Paris Hiltons „My New Best Friend“. Wer also schon immer mal devoter Pudel oder serviler Vollpfosten sein wollte, darf sich von ihr durch die Gassen zerren lassen und an Frauchens Armani-Handtäschchen schnuppern. Dann gibts Fressi-Fressi. Der elenden Tipps garstiger Schluss: Das Abo zu 19,90 Euro ist kein rausgeschmissenes Geld. Denn das MTV-Abo kommt mit einer kostenlosen Downloadflatrate für rülpsende Klingeltöne vom kreisenden Jochgeier. Kleiner Denkanstoß an Dan Ligtvoet: Wir haben schon GEZahlt.

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