Endlich greift jemand gegen den infantilen Terror durch. Das feiertägliche Kindergeplärr, irrtümlich als Kindergesang deklariert, hat ein Ende. Schuld: St. Martin. Der, der einst teilte. Den Mantel mit dem Schwert. Selbiges hat nun die GEMA gezückt. Und berechtigterweise in die Kanten der kindergärtlichen, mit gesundem Frühstück gedeckten Brotzeittische gewuchtet. Singen ist nicht mehr. Zumindest nicht kostenlos. Wer vom Laternchen trällern und St. Martin auf seinem Gaul huldigen will, der hat zu blechen. Schließlich haben diese alten Gassenhauer Urheber. Tote zwar, aber deren Nachkömmlinge wollen den Rubel nicht bloß hören, sondern auf dem Cashkonto sehen. Und zwar als generationsübergreifendes Schmerzensgeld, was den Kindergesang betrifft. Also sprach die GEMA – im Auftrag der VG Musikedition – pünktlich zum Martinsfest ein knallhartes Kopierverbot für unter Artenschutz stehende Noten und Texte aus.
Einer muss die Drecksarbeit ja machen. Und für den sollte Empathie ein Fremdwort sein. Erst recht, wenn sich Kindergartenmuttis die Augen ausheulen und sich solidarisch auf den Haufen „Elend“ gleichermaßen flennender Erzieherinnen werfen. Liebe Mamas, mal geschmeide das Kapellchen im Dörfchen lassen und rattenscharf klaro sehen. Würde „Uns Udo“ raten. Klartext: Endlich schweigen eure hyperaktiven Kids in den einschlägigen Kinderlied-Hochsaisons wie Ostern und Weihnachten. Und das ohne Retalin. Nach all den versauten Seniorenfesten, Neujahrsempfängen und Bierzelteröffnungen.
Eine Wohltat war der 11. November. Keine „Sonne, Mond und Sterne“ leiernden Kinderkohorten, die am Gartenzaun vorbeitrampeln und der irrigen Ansicht sind, wenn im Haus Licht brennt, müsste man umso schräger piepsen. Keine brüllenden Rotzlöffel, die mir den Soundtrack meiner Vorabendserien zwischen Frauke Ludowig und Nina Ruge vermiesten. Und man muss die GEMA loben. Da wird gnadenlos aufgeräumt. Im Auftrag der VG Musikedition. Unter Androhung drakonischer Bußen. Wer beim heimlichen Kopieren und Verteilen erwischt wird, dessen satanischer Seele wird selbst Gottes Gnade nicht helfen. „Auch Saddam wurde in einem drei Meter tiefen Erdloch gefunden“, ließ sich ein Insider zitieren.
Vorbildlich, dass die GEMA – im Auftrag der VG Musikedition – ein bundesweites Agentennetz aufbaut. Zwar mussten die rekrutierten Beamten im Zuge des erneuten „Alarmismus“ zunächst auf Flughäfen eingesetzt werden. Dennoch ist nach deren Abzug ein bewaffneter Einsatz vor Kindergärten vorgesehen. Knackige Richtmikrofone und Wanzen der Telekom-Chefetage konnten günstig erworben werden, die GEMA-Force ist in der Verhörmethode „WFN“ (Waterboarding for Nannies) ausgebildet und verfährt nach dem Motto: Erst wenn der letzte kriminelle Kopierer diffamiert, der letzte anarchistische Barde denunziert und die letzte Note ausgepreist ist, werdet ihr sehen: Mit dem Kindergejaule vergraulen wir die Demonstranten beim nächsten Castor-Event. Rücksichtslos. Eine stille Zeit wünscht,
Sven Ferchow