Ab Januar 2004 schaltet der Mitteldeutsche Rundfunk seine Kulturwelle mdr Kultur ab und schaltet an dessen Stelle „mdr Figaro” auf. Kultur scheint in Mitteldeutschland wohl einfach ein seltenes Gut zu sein. Die Begründung für den Neustart liefert die Hörfunkchefin Barbara Mohlsen nach: „Der Begriff Kultur ist sehr tradiert besetzt und schafft eher eine Zugangsbarriere.” Der Begriff der Kultur wirke elitär und schrecke ab.
Das sei das Ergebnis einer Imagestudie, das eigentlich niemanden verwundern kann. Kultur macht schließlich nicht nur Spaß sondern macht natürlich auch Arbeit – das ist nun einmal Kennzeichen von „Kultur” (für die Abgeschreckten zwischen 30 und 50: die Sprachwurzel ist lateinisch und bedeutet „Landwirtschaft, Feldbestellung, bebautes Land”). Und, Hand auf’s Herz – Blut ins Hirn, Arbeit ist schon immer eine natürliche Zugangsbarierre gewesen. Die Hörfunkchefin zieht eigentlich nur die logische Konsequenz, dass man dem Anspruch von Kultur im Radio bisher sowieso nicht genügte und nun den Namen dem Inhalt anpasst: „mdr Figaro, die Fönwelle – Wir stellen ihre Ohren auf Durchzug”. Mal ehrlich: „mdr” und „Kultur”, das war schon von Beginn an eine ziemliche Amtsanmaßung.
Postscriptum: Das mdr-Beispiel macht Schule: Aus sicherer Quelle weiß die Redaktion der nmz, dass sich auch die Zeitung des deutschen Kulturrates demnächst umbenennen wird: von „politik & kultur” in „party@bolero”.