Florestan: Wir haben zu lange geschwiegen.
Eusebius: Es waren keine schlechten Zeiten für unsere Kunst. Zauberische Wellen trugen sie hoch in den Äther, den Menschen entgegen, wo sie auch weilten. In jedem Zuhause ein heiliges Refugium für zarteste Eingebungen und schillerndste Träume.
Florestan: Eusebius, du Unverbesserlicher! Es affiziert uns alles, was in der Welt vorgeht, Politik, Literatur, Menschen, mit allem ist unsere Musik innigst und vielfachst verschlungen. Weltflüchtige und ergraute Eminenzen sind wir nicht! Doch nun verlangt die Musik noch einmal unsere Stimmen wider die Philister!
Eusebius: Es soll Cäciliens Gesang im Äther verstummen, Florestan, warum?
Florestan: Er muss weichen der Jugend. Wie mir das Blut schäumt! Sind etwa der zarte Frühlingshauch, der dunkle Sturm der Töne Boten des Alters? Bebt keine Jugend in Beethovens Glut und Schuberts himmlischen Längen?
Eusebius: Die Philister kennen nicht, was sie verderben. Es ist kein Edelsinn. Die Bildung des Herzens macht keinen Profit. Und hinter den bunten und glatten Masken der Jugend starrt selbst eine gealterte Welt.
Florestan: Du bist wie stets voll tiefer Weisheit, mein edler Eusebius; ja, stramm glauben sie vorwärts zu schreiten und gehen auf Krücken.
Eusebius: Und sie schielen nach Zahlen, ihren Göttern. Sie sind blind für die schöne Gestalt und taub für den Herzensklang, dessen Wärme der wellendurchpulste Äther allein bewahrt. Was aber, lieber Florestan, was sagen wir den Toren?
Florestan: Sie mögen einen großen Sarg nehmen und senken hinein ihre Hieroglyphen und ihre Zahlen. Sie mögen die Faktenjäger verbannen und die Welt den Himmelsstürmern lassen, den Poeten und Genialitätsfrechen, dem Zauberreich der Phantasie.
Eusebius: Und des Nachts stehlen sie sich ans Klavier und schlagen Akkorde und weinen.
Robert Schumann, Endenich