Ein schweizerisches Musikleben ohne die Schweizer Musikzeitung? Schwer vorstellbar. An einer Tasse Kaffee soll alles hängen, genauer an 3,80 Franken. So viel muss man für die kostendeckende Herstellung eines Exemplars der SMZ ausgeben. Dies verdeutlicht ein aufwändiges Schaubild zu den Herstellungskosten in der SMZ vom Oktober.
Zitat: „Hier lassen wir die Zahlen des Jahres 2013 im Kaffeedampf aufsteigen. Sie demonstrieren: Die SMZ finanziert sich zu über 80 Prozent selbst. Die Verbände tragen knapp 14 Prozent, das strukturelle Defizit beträgt knapp 6 Prozent.“ Getragen wird die SMZ von einem Verein Schweizer Musikzeitung, dem die wichtigen Musikverbände des Landes angehören. Der Vorstand des Vereins hat ein Finanzierungskonzept ausgearbeitet, das eine starke Erhöhung der über die Trägerverbände vertriebenen Abonnements vorsieht. Damit könnte der schwindende Erlös aus dem Inseratenverkauf ausgeglichen werden. Auf einer Delegiertenversammlung am 12. September fand das Konzept aber keine Unterstützung, die endgültige Entscheidung über die Zukunft der erst vor 17 Jahren gegründeten SMZ soll nun am 28. November fallen. Die Idee der Herausgeberschaft, die SMZ als reine Internetplattform weiter zu betreiben, ist mit großer Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt. Denn Zeitschriften und Zeitungen sind eingeführte Formate, sind Marken, die auch in digitalen Zeiten ihre Funktion haben.
Natürlich kann man sich fragen, wer heute noch täglich eine Neue Zürcher Zeitung oder eine Süddeutsche Zeitung „bewältigt“, aktuelle Informationen beschafft man sich en passant via App und sozialem Netzwerk. Doch nur die Neuigkeiten zu kennen, genügt nicht: Man muss sie einordnen, man braucht Hintergrundinformation, man will Meinungen kennen. Dazu sind Wochen- und Monatszeitungen da, sicher noch einige Zeit in gedruckter Form. Gegen den Trend des digitalen Hype gibt es auch zukünftig Potentiale für Musikjournalismus in Printformaten. Das heißt nicht, dass die SMZ, so wie sie ist, vollkommen ist. Auch sie wird sich – dem medialen Strukturwandel geschuldet – ändern müssen: vielleicht zweimonatlich erscheinen und ihre Inhalte stärker über digitale Kanäle verbreiten?
Das breite Spektrum der herausgebenden Musikfachverbände ist im Grunde eine ideale Basis für eine Musikfachzeitschrift. Wir wissen, nur breit aufgestellte Verbandskooperationen machen Lobbyarbeit erfolgreich. Diese herausgebenden Verbände müssen sich jetzt fragen lassen: „Was ist euch die SMZ wert?“
In der Schweiz wird momentan eine Diskussion über direkte Subventionen für journalistische Produkte geführt. Die SMZ wäre doch genau der richtige Kandidat, um derartige Konzepte einmal versuchsweise auszutesten. Denn wie sollen wir außerhalb der Schweizer Landesgrenzen Lebenden künftig noch vom dortigen Musikleben in Schule, Hochschule und Verlagswelt Kenntnis erhalten?