Ein sehr bekannter und auch sehr guter Dirigent übernimmt die Leitung eines sehr guten deutschen Rundfunk-Sinfonieorchesters. Dann kommt ein anderes, noch viel bekannteres, ja berühmtes sinfonisches Orchester in Holland und trägt unserem Dirigenten ebenfalls die Chefposition an. Was tun? Selbstverständlich beides nehmen: Was man hat, hat man. Auch finanziell: doppelt verdient sichert in Zeiten hoher Steuerabgaben wenigstens ein ordentliches Gehalt. Ist das verwerflich? Etwa so wie eine zerstückelte Parteienspende? Man kann das so sehen, muss es aber nicht so sehen: Schließlich arbeitet der Dirigent ja auch das doppelte Quantum. Würde er nur ein Orchester leiten und statt des anderen überall in der Welt gastieren, würde er noch viel mehr Geld einnehmen. Also! Was soll die Aufregung? Natürlich entsteht bei solchen Postenkumulierungen leicht Neid. Dieser versteckt sich gern hinter moralisierenden Bedenken: Ist es in Zeiten öffentlicher und auch privater Geldnot noch moralisch vertretbar, derart raffgierig zu erscheinen? Nun ist Mariss Jansons – um ihn handelt es sich im vorliegenden Fall – bestimmt kein Raffke-Typ. Eher mag ihn die künstlerische Perspektive gereizt haben: Hier das „moderne” Sinfonieorchester einer Rundfunkanstalt, des Bayerischen Rundfunks. Dort das altehrwürdige Concertgebouw Orkest in Amsterdam mit seinem wunderbaren, dunkel getönten Klang, das unter Riccardo Chaillys langjähriger Führung allerdings auch zu einem für die Moderne aufgeschlossenen Ensemble geworden ist. Die Frage stellt sich dabei anders: Ist es für das Musikleben insgesamt vorteilhaft, wenn zwei renommierte Orchester mit durchaus unterschiedlichen Profilen sich in einer Dirigentenpersönlichkeit gleichsam verschmelzen?Man darf bei dieser Frage aber nicht unterschlagen, dass beiden Orchestern ein hohes Selbstbewusstsein eigen ist.
Ein sehr bekannter und auch sehr guter Dirigent übernimmt die Leitung eines sehr guten deutschen Rundfunk-Sinfonieorchesters. Dann kommt ein anderes, noch viel bekannteres, ja berühmtes sinfonisches Orchester in Holland und trägt unserem Dirigenten ebenfalls die Chefposition an. Was tun? Selbstverständlich beides nehmen: Was man hat, hat man. Auch finanziell: doppelt verdient sichert in Zeiten hoher Steuerabgaben wenigstens ein ordentliches Gehalt. Ist das verwerflich? Etwa so wie eine zerstückelte Parteienspende? Man kann das so sehen, muss es aber nicht so sehen: Schließlich arbeitet der Dirigent ja auch das doppelte Quantum. Würde er nur ein Orchester leiten und statt des anderen überall in der Welt gastieren, würde er noch viel mehr Geld einnehmen. Also! Was soll die Aufregung? Natürlich entsteht bei solchen Postenkumulierungen leicht Neid. Dieser versteckt sich gern hinter moralisierenden Bedenken: Ist es in Zeiten öffentlicher und auch privater Geldnot noch moralisch vertretbar, derart raffgierig zu erscheinen? Nun ist Mariss Jansons – um ihn handelt es sich im vorliegenden Fall – bestimmt kein Raffke-Typ. Eher mag ihn die künstlerische Perspektive gereizt haben: Hier das „moderne” Sinfonieorchester einer Rundfunkanstalt, des Bayerischen Rundfunks. Dort das altehrwürdige Concertgebouw Orkest in Amsterdam mit seinem wunderbaren, dunkel getönten Klang, das unter Riccardo Chaillys langjähriger Führung allerdings auch zu einem für die Moderne aufgeschlossenen Ensemble geworden ist. Die Frage stellt sich dabei anders: Ist es für das Musikleben insgesamt vorteilhaft, wenn zwei renommierte Orchester mit durchaus unterschiedlichen Profilen sich in einer Dirigentenpersönlichkeit gleichsam verschmelzen?Man darf bei dieser Frage aber nicht unterschlagen, dass beiden Orchestern ein hohes Selbstbewusstsein eigen ist. Das wird sich von keinem Dirigenten der Welt unterbuttern lassen. Außerdem gibt es in der Musikszene ärgere Geldschneidereien als im vorliegenden Fall, doch auch hierbei sollte man – wie sagen doch gern die Wirtschaftsexperten – die Regulierung den Kräften des Marktes überlassen. Die großen Konzertveranstalter beginnen allmählich, die Not-Bremse zu ziehen. Wer zu unverschämt auftritt, wird künftig nicht mehr eingeladen und hieße er (oder sie)... X oder Ypsilon. Andererseits garantieren teure Stars meist ausverkaufte Säle bei hohen Eintrittspreisen. Die Stars finanzieren sich gleichermaßen selbst und von allein, und der Veranstalter hat danach oft mehr Geld in seinen Kasse als beim Vertrieb von Billigangeboten.Die Wege des Marktes sind auch in der Kunst verschlungen und schwer überschaubar.