Vor vielen Jahren durfte ich ein bei „Jugend musiziert“ erfolgreiches Ensemble für die musikalische Umrahmung einer Veranstaltung vorschlagen und dorthin begleiten, bei der junge Unternehmergruppen für ihre Erstprojekte (auf deutsch: Start-ups) ausgezeichnet wurden. Der Leiter der Präsentation stellte die Musikerinnen mit den Worten vor: „So sehen Sieger aus!“ Hätte ich damals einen Hut aufgehabt, wäre er mir hoch gegangen bei solcher Formulierung.
Ich wurde nun an diese Episode erinnert durch das Interview „Etablierung, …“ der nmz und eine kurze Passage, in der auf die „Studie zu Frauen in Kultur und Medien“ verwiesen wird, unter anderem mit dem „Ergebnis, dass bei Jugend musiziert die Gewinnerinnen und Gewinner im Verlauf von 10 Jahren annähernd paritätisch sind.“ (Übrigens: Warum beschränkt man sich auf diesen Kreis? Wie wird in der Studie „Gewinner*in“ überhaupt definiert? Sämtliche mit einem Preis oder nur die mit einem ersten? Wieso sollten nicht alle berücksichtigenswert sein, die teilgenommen haben?)
Begriffe lenken das Denken. Deshalb sollten wir die Sicht, „Jugend musiziert“ sei Gewinner bringend (bei aller Euphorie über viele hervorragende Talente), nicht allzu sehr in den Vordergrund drängen lassen. Pflegen wir lieber weiterhin Ziel und Geist von „Jumu“ nachdrücklich und ausdrücklich (im wahren Wortsinn), dieser Wettbewerb sei Gewinn bringend (natürlich nicht bezüglich eines wirtschaftlichen Profits) für alle Jugendlichen, die daran teilnehmen: Gewinn persönlichen Wachsens und Reifens am Instrument oder mit der Stimme; Begegnung und Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten; Anregungen durch Juryberatung; vor allem jedoch stete Freude an der Musik und Lust zu gemeinsamem Musizieren.
Claus Christianus