Endlich. Nach einem Jahr bahnbrechender Vorschläge („Schule in Kirchen“ – Katrin Göring-Eckardt), landen die Konzertveranstalter den großen Wurf. Jene Branche, die zuletzt kein Gewinnmodel ausgelassen hat (Öffnen einer E-Mail = 5 Euro Bearbeitungsgebühr, Verkauf sichtbehinderter Plätze = 2,50 Euro Nachlass auf den Originalpreis und langfristige Vorverkäufe = Frischgeldbeschaffung), begeistert mit einer unorthodoxen Idee: Konzertbesuche sollen bald ausschließlich für Geimpfte möglich sein. Geil! Gelbe Binde mit Lautsprechersymbol über den rechten Oberarm gestülpt und schon gehört man dazu. Nun gut. Da Konzertveranstalter derzeit zu den sozial Schwachen zählen, gebietet es die Bildungsgerechtigkeit, den Vorschlag zu goutieren. Und Fragen zu stellen.
Da wäre das Prozedere. Kommen Konzertbesucher mit Binde am Arm unkontrolliert zum Konzert oder gibt es Impfangebote an den Vorverkaufsstellen oder je nach Konzertart gar einen Impfstadl vor der Halle? Oder setzen sich „Drive through“-Impfungen durch: Bierverkäufer (Stigma: Fass auf dem Rücken und Fähnchen am Fass) jagen durch den Saal und rammen jedem ungefragt statt Bier den Impfstoff direkt aus der Bierdüse in den Oberarm. Ist das das Aus für die Schluckimpfung? Überhaupt. Konnte man nicht seit 1945 sowieso annehmen, dass Schlagerfans und Kameraden der Volksmusik durchgeimpft sind? Wie anders wären die Flippers sonst zu ertragen? Stichwort DNA-Manipulationen in den Achtzigern (verdächtig: Ost-Rock-Bands). Und liebe Eventplaner, what about Evidenzen? Existieren Vergleichsgruppen? Gruppe 1: Fischer, Gruppe 2: Silbereisen, Gruppe 3: Marianne & Michael?
Welche Schlüsse zieht man, wenn die Wirkung des Impfstoffs bei 58 Prozent liegt. Dass 58 Prozent des Gehalts – wahlweise Gehirns – künftig direkt an die Konzertbranche gehen? Sind Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit bei Konzerten von Howard Carpendale klinisch nachgewiesen oder einfach rational? Und böte sich nicht die Option, die Anhänger stramm-nationalistischer Künstler und Gruppen prophylaktisch in den rechten Arm zu impfen? Dann könnten die wenigstens den selbigen erstmal eine Zeitlang nicht heben.
By the way. Ließen sich Reste der Impfdosen nicht an das verhaltensauffällige TV-Musik-Publikum (unkontrolliertes Aufspringen und Klatschen bei simultan einsetzendem Speichelfluss) verimpfen? Erste Erfolge dieser Vorgehensweise durfte man im Februar bei der Sendung „Mainz bleibt Mainz“ im SWR beobachten. Die zehn Geimpften im Publikum reagierten – konditioniert durch den Impfstoff – wie erwartet: Lautes Lachen bei miesen Witzen. Selbstverständlich braucht es Impfprioritäten: erst Xavier Naidoo, dann der Rest. Gangster-Rapper mit deutschen Texten fallen übrigens durch. Aktuelle Studien stellten ein zu geringes DNA Material fest, an dem der Impfstoff andocken könnte. Es bleibt eine letzte Frage, liebe Konzertveranstalter: Brauchen wir Herdenimmunität oder reicht es, wenn der Wendler unser Placebo ist?