Man glaubt es kaum, aber selbst bei einem finanziell eher unergiebigen Beruf wie dem Komponist*innendasein lauern Gefahren. Immer wieder gibt es Menschen, die unter Vorspiegelung falscher Tatsachen auch an das Geld von uns Komponierenden wollen, mit Maschen, die speziell unsere Sehnsüchte triggern sollen. Die häufigsten drei Maschen liste ich hier auf, es möge auch denjenigen als Warnung dienen, die nicht komponieren (tatsächlich gibt es diese Maschen für absolut alle Musikerberufe).

Moritz Eggert.
Irrwege zum Ruhm
1) Fake-Wettbewerbe: Gerade eben habe ich im Bad Blog über ein Beispiel für diese Gattung geschrieben („Amadeus Composition Award Wien“). Spätestens seit den 80er-Jahren gibt es eine unüberschaubare Anzahl von Musikwettbewerben weltweit. Dies hat zur Folge, dass Preise, Zertifikate und Auszeichnungen geradezu inflationär geworden sind, und der eigentliche Sinn von Wettbewerben als Karrierestart zunehmend nicht erfüllt werden kann. Natürlich gibt es auch bei kleinen und weniger bekannten Wettbewerben seriöse und nicht seriöse Veranstaltungen, aber einige typische Elemente eines „Scam“-Wettbewerbs sind immer ähnlich, nämlich a) hohe Teilnahmegebühren, die nicht wirklich erklärt werden b) vage bis unklare Formulierungen über die Preise, die den Wettbewerb zu nichts verpflichten, oft gibt es noch nicht einmal Geld zu gewinnen – oder lächerlich kleine Summen c) Bewusste Verdunkelung der Jurymitglieder oder ständig wechselnde Namen, die zum Teil gar nicht wirklich angefragt wurden und d) keinerlei öffentliche oder anerkannte kulturelle Institution dahinter, stattdessen Privatleute, deren Namen man noch nie gehört hat. Man kann nicht oft genug vor diesen Wettbewerben warnen, sie leben allein von der ausgebeuteten Hoffnung junger (und auch älterer) Menschen. Meinen Studierenden empfehle ich, bei Wettbewerben mehrmals hinzuschauen und eher nicht speziell ein Stück für sie zu schreiben (außer sie haben große Lust), „Call for Scores“ dagegen sind unbedenklich und ein legitimes Mittel für Ensembles, an interessante Partituren zu kommen. Über „Call for Scores“ entstehen tatsächliche Kontakte und Aufführungsmöglichkeiten, es ist also eine „win/win“-Situation für beide Seiten. Und natürlich ist gegen einen Preis bei einem seriösen Wettbewerb auch nichts einzuwenden (oder gegen erfolgreiche Stipendienbewerbungen, denn die sind echte Förderungen).
2) Dubiose Meisterkurse: Es gibt namhafte Komponierende, die gerne auch Meisterkurse geben, dagegen ist nichts zu sagen. Meistens ist es so, dass diese ohnehin schon an einer Hochschule unterrichten und dann von anderen Institutionen eingeladen werden. Lehrerfahrung und eine gewisse Grundqualität sind dann meistens gesichert. Aber der teure Meisterkurs mit Künstlern, von denen man noch nie gehört hat, der auf einer Insel oder in einem abgelegenen kleinen Dorf mit teuren Hotels und teurer Anreise stattfindet, und der eher dazu gedacht ist, den dortigen Tourismus sowie das nicht sehr große Ansehen seiner Lehrenden zu mehren? Finger weg!
3) Management, das keines ist: Bei Sängerinnen und Sängern sind angesehene Agenturen oft unverzichtbar, da sie eine wichtige Schnittstelle zu den Opernhäusern bilden. Bei erfolgreichen Solistinnen und Solisten können sie auch helfen, Ordnung in den Terminkalender zu bringen und Verhandlungen zu führen. Aber bringt einem als E-Komponist/in am Anfang seiner/ihrer Karriere eine Agentur wirklich einen Nutzen, in einer Szene, die noch viel mehr als sonst in der Klassik von persönlichen Kontakten und einem durch gute Aufführungen langsam wachsenden Bekanntheitsgrad abhängig ist? Im Internet findet man für jede seriöse Agentur, die solche Dienste leistet, mindestens 100 Agenturen, die eigentlich nur im Internet existieren, keinerlei Arbeit leisten, und dafür aber monatlich hohe Gagen beziehen. Dass die enttäuschten junge Talente diese Agenturen meistens dann irgendwann verlassen, ist diesen „Agenten“ meistens egal, denn da stehen schon gleich wieder 20 neue auf der Matte, die auf genau dieselben Versprechen hereinfallen.
Mit all diesen Maschen habe ich selbst leidvolle Erfahrungen gemacht, macht es nicht wie ich, seid schlauer und fallt nicht darauf herein!
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