Damit das klar ist! Das war rein beruflich! UND ICH HABE NICHT GEHEULT! Denn: Irgendjemand muss sich ja das royale Verschwendertum, das das ZDF am Pfingstsamstag sendet, ansehen. Ein „Reporter“ jubelt sogar über seinen klug gewählten Platz im Volk, denn vermutlich sieht er die Kutsche zweimal vorbeifahren. Dann möge er doch bitte auch mit selbiger zurück nach Mainz fahren, das hobbylose Kind. Unglaublich.
Also. Von vorne. Harry heiratet Meghan. Ich werfe zunächst Magensaftsäure reduzierende Tabletten ein. Und bin froh: Harry trägt die richtige Uniform und lässt den NS-Frack samt Hakenkreuzbinde in Opa Philips Kleiderschrank. Egal. Mein Interesse gilt der kritischen Musikbetrachtung. Wer wird es diesmal versauen? Sarah Connor („Brüh im Glanze“) ist nicht geladen, andere müssen es richten. Potenzial ist da. Ich zucke dreimal zusammen, die Tabletten wirken. James Blunt, der singende Soldat trifft ein. Gefolgt von Spice Girl Victoria Beckham sowie Elton John.
Ich male mir die schönsten Bilder aus. James Blunt zieht in einer stresspostalen Angstreaktion (Kapelle, Fahnen, Kriegsschauplatz) eine Gitarre unter seinem Stuhl hervor. Noch bevor er drei säuerlich geklaute Dylan-Akkorde herauswringt, werfen sich sechs MI6-Agenten auf den Barden, schnüren ihm mit sechs Ellbogen den Kehlkopf ab und tragen ihn, der unter Luftarmut nur gurgelnde Fetzen seines Hits „You’re beautiful“ röcheln kann, Kopf voraus aus der Kapelle. Dass sich dabei der Gitarrengurt in seinem Fußgelenk verheddert, die nicht abgeschnittenen Gitarrensaiten sich im Schleier der Braut verfangen und jene bäuchlings, doch in gebührendem Abstand hinter Blunt die Treppen hinunter schlittert, mag übertrieben sein. Aber nicht unmöglich. Und: Kein Vorwurf an den MI6. Hier wird der musikalische dem Sicherheitsaspekt vorgezogen. In Bayern nennt sich das „drohende Gefahr“. Nun, die Verwirrung nutzt Posh-Spice Victoria Beckham geschickt aus und verteilt auf Manolo Blahnik-Pumps laminierte Choreographie-Anweisungen an die Gäste, um eine A-cappella-Version von „Wannabe“ zu zirpen. Ihr apathisch gebügeltes Gesicht (Lachen=streng schauen) ist so furchterregend, dass nicht nur ihre drei Söhne weinend und aufgereiht wie die Orgelpfeifen neben selbiger stehen und schluchzend den Anfangston suchen, den Mami gerne mal getroffen hätte, sondern auch ihr Mann David Beckham sich einnässt wie früher vor dem Elfmeterpunkt.
Und Elton John? Der sieht alles durch seine rosarote Brille und würde alle einfach nur gerne mit einer neuen Version von „Sad Songs“ einlullen. Aber: Nichts von alledem trifft ein. Ein junger, gefeierter, aber endlos trauriger Cellist fiedelt die Gesellschaft Richtung Beerdigung, was für jeden Ehemann nach der Hochzeitsnacht schnell greifbar wird, ein Gospelchor leiert ein groteskes „Stand by me“ durch die Kapelle und Elton John? Der sieht alles durch seine rosarote Brille und… ach, lesen Sie bitte oben selbst weiter. God save me. Not the Queen.