Sehr geehrter Herr Schulz,
je öfter ich Ihren obigen Artikel lese, desto unverständlicher wird mir, warum Sie so auf den ,,klassisch ausgebildeten Orchestermusiker“ schimpfen.
Einerseits erzählen Sie, dass wir circa 250 bis 300 Ensembles für zeitgenössische Musik in Deutschland haben, was meiner Meinung nach eigentlich genügt, um die zeitgenössische Musik darzustellen. Diese jungen Menschen haben sich entweder schon während ihres ,,klassischen“ Studiums für moderne Musik interessiert oder sich auch nach dem Studium noch spezialisiert. Sie sind ganz sicherlich gute Musiker, vielleicht nicht jeder geeignet als ,,klassischer Orchestermusiker“ oder vielleicht auch ohne Lust dazu (nicht jeder ausgebildete Musiker hat Lust, in einem Orchester zu spielen).
Andererseits sagen Sie, dass es doch einige Orchestermusiker gibt, die bei den modernen Ensembles mitspielen, das heißt also, dass ein Orchestermusiker sich doch die Befähigung zur modernen Musik aneignen kann. Das zeigen auch immer wieder die Aufführungen der Staatsopern mit zeitgenössischen Werken, wie zum Beispiel in Stuttgart. In meinem Orchester-Berufsleben haben wir auch sehr viel moderne Musik gespielt und mussten uns mit den neuen Techniken auseinander setzen.
Jedenfalls denke ich, dass Sie sich diese Bemerkungen in dem Artikel, nämlich dass die Orchestermusiker oft keine Befähigung für und auch keine Lust auf zeitgenössische Musik haben, hätten sparen können. Als frühere Orchestermusikerin empfinde ich Ihren Artikel als Affront gegen unsere wirklich guten Orchestermusiker. Ich habe mich sehr geärgert und ich finde Ihren Artikel eine ziemliche Frechheit.
Edelgard Seemann-Haeselich,