Verfluchter demographischer Wandel. Keiner stirbt. Alle bleiben. Somit humpeln auch die Rolling Stones wieder auf Deutschland-Tortur. Mit allen noch lebenden Mitgliedern. Was immer das bedeutet. Um das Andenken in deutschen Pflegeheimen zu wahren, haben Bild.de und „Rolling Stone“-Autor Maik Brüggemeyer zehn Gründe zusammengenagelt, warum man „die legendärste Rockband“ nicht verpassen darf.
Erstens: „Sie spielen nicht nur ihre neuen, sondern auch ihre alten Hits!“ Aber können sich die Stones überhaupt an einen Song erinnern? Und wenn ja, können die Fans sie eigentlich noch sehen? Stichwort Grauer Star.
Zweitens: „Mick Jagger (70) tanzt noch immer wie ein junger Gott über die Bühne.“ Aber deswegen verschütten die Grufties ihr angewärmtes Bier sicher nicht. Stichwort: Parkinson.
Drittens: „Ihr neuester Song ‚Doom And Gloom’ zeigt, dass sie nichts verlernt haben.“ Weil sie nie was konnten! Jagger sucht Töne, Richard das Griffbrett. Hoffentlich ist die Bühne barrierefrei.
Viertens: „Keith Richards (70) darf zwei Lieder singen.“ Eine empörende Drohung, mit der man die Krim räumen könnte. Wie sagte ein alter Freund der Band nach Richards ersten Versuchen: „Si tacuisses…“
Fünftens: „Charlie Watts (72) spielt den lässigsten Beat jenseits des Jazz.“ Tja. Unter den Blinden ist der Einäugige König. Und weil Watts die Felle aufgrund der seniorenfreundlichen Größe selbst mit Gleitsichtbrille noch halbwegs trifft (vgl. Rentner-Handy), fällt er auf. Wussten Sie, dass Watts seit Jahren einen Tinnitus im Auge hat? Vor sich sieht er nur Pfeifen auf der Bühne.
Sechstens: „Die T-Shirts mit der ausgestreckten Zunge sind nie aus der Mode gekommen.“ Richtig. Jedes Mal, wenn ich Menschen mit diesem T-Shirt sehe, werfe ich einen Euro in den geöffneten Gitarrenkoffer. Und mir eine Lexotanil.
Siebtens: „Ron Wood (66) bezirzt nicht nur junge Mädchen.“ Dann mal rasch den Rollstuhl pimpen, liebe Omis. Chip-Tuning. Und falls Wood die Stadt betritt, schieben Sie um Ihr Leben, weil „auf die Bäume“ ja nicht mehr klappen wird. Falls sie scheitern und sich mit einem Backstage-Ausweis statt Notrufknopf um den Hals auf der Pritsche im Tourbus wieder finden und nach ihrem Zivi winseln, bleiben Sie ruhig während Wood Sie „bezirzt“. Sie haben ja auch den 1. Weltkrieg überlebt.
Achtens: „Der legendäre Saxofonist Bobby Keys (70) steht mit auf der Bühne.“ Traurig, was man ihm antut. Lebte er in Deutschland, könnte er zumindest im Bus hinter dem Fahrer sitzen.
Neuntens: „Drei der Stones haben die 70 überschritten. Könnte sein, dass es die letzte Möglichkeit ist, sie zu sehen.“ Na, na, na. Ich sehe McCartney 2030 Jagger auf die Bühne schiebend, während Ringo Starr, die Infusion haltend, ein zittriges „Live and let die“ schmettert.
Zehntens: „Ein Stones-Konzert ist eine gute Gelegenheit, die Freunde von früher anzurufen.“ Wenn man die Tasten noch trifft. Doch Freunde sind überwertet. Verbringen Sie lieber Zeit mit ihrem Sterbebegleiter.