Prinz Constantin zu Hohenlohe-Langenburg, Hausherr von Schloss Weikersheim bis zum Verkauf an das Land Baden-Württemberg 1968 und Freund der Jeunesses Musicales, würde sich im Grabe umdrehen, wenn er einen Blick auf das Szenarium der Oper im Schlosshof 2005 werfen könnte. Der Autor dieser Zeilen hat als Bundesvorsitzender der MJD zusammen mit dem Verband vor 40 Jahren, also 1965, die Opernaufführungen im Schlosshof begründet und bis 1983 gesamtverantwortlich geleitet. Es war damals nicht einfach den Prinzen Constantin von der einmaligen Chance zu überzeugen, die akustischen und optischen Möglichkeiten des Schlosshofes zu nutzen. Seine Gegenargumente waren eher persönlicher Art, denn er wohnte im Seitenflügel und wollte abends seine Ruhe haben. Der Platz vor der Orangerie, zu der Zeit von großen Bäumen umrahmt, wurde als Alternative ausgedacht. Er gab schließlich sein Einverständnis für die Schloss-Oper und wir begannen erfolgreich, mit „Fidelio”, was ihn restlos überzeugte. Seine einzige Bedingung war der Wunsch, das natürliche Bild des Renaissance-Baues mit einzubeziehen und den Schlosshof nicht zu „verschandeln”. Wir, Musiker, Regisseure und Bühnenbildner, sind dieser Auflage gerne gefolgt. Opern wie unter anderem „Johanna auf dem Scheiterhaufen” (Honegger), 3. Akt „Meistersinger” (Wagner), „Die lustigen Weiber von Windsor” (Nicolai), „Die Kluge” (Orff), „Albert Herring” (Britten), „Troubadour” (Verdi), „Wildschütz” (Lortzing), „Freischütz” (Weber) und „Salome” (Strauss), bezogen das einmalige Ambiente des Hofes einschließlich erleuchteten Saal und Balkon mitein.
Warum bringe ich dieses in Erinnerung? Die heutigen Verantwortlichen, denen musikalisch (Solisten, Chor und Orchester) ausgezeichnete Aufführungen gelingen, sollten das gegenwärtige Konzept neu überdenken!
Es fängt mit der Auswahl des Stückes an. „Traviata” ist keine Oper für den Schlosshof! Das Spiel der Inszenierung mit den Containerbildern kann man in jedem Theater oder Fabrikhalle erfolgreich darstellen. Es ist ja nicht damit getan, den Reiz der Bilder erst bei absoluter Dunkelheit gegen Ende der Oper zu entfachen, wenn vom Schloss nichts mehr zu sehen ist. Ein anderer Punkt ist der Koloss der Publikums–Tribüne. Muss das eine derartige unästhetische gewaltige Konstruktion sein, die alles erdrückt? Gut, man hat sicherlich fast 2.000 Plätze zur Verfügung und Einnahmen sind wichtig. Aber, diese Tribüne plus Container – da sieht das schöne Naturtheater Schlosshof wie ein Lagerplatz in einem Hafengelände aus! Eine leichte Erhöhung der Tribüne mit 1.000 Plätzen müsste eigentlich genügen. Außerdem sind die Zeiten zu lang, wenn das Publikum die Plätze einnimmt oder verlässt – vorher, hinterher oder in der Pause! Also nochmals ein freundschaftlicher Appell an das Leitungsteam, die ganze Sache einmal mit den Augen des Prinzen Constantin und des mittlerweile auch alten Bernbacher zu sehen.
Zum Schluss wäre noch die dringende Bitte bei der Auswahl der Werke die zeitgenössische Oper oder Kammeroper nicht zu vergessen. Der JMD würde es zur Ehre gereichen, junge Komponisten für das Musiktheater zu gewinnen und Aufträge zu vergeben.
Für die Förderung des vokalen und instrumentalen Nachwuchses wären diese Aufgaben auch von großer Bedeutung. Im Übrigen freut es uns alte Gründer der Jeunesses in Weikersheim, dass die Entwicklung so erfolgreich weitergegangen ist und auch die Oper im Schlosshof noch nach 40 Jahren ihren Reiz nicht verloren hat.