Wenn heute gesagt wird, dass Krieg immer ein Versagen der Politik bedeutet, so wäre hinzuzufügen, dass auch, wohl sogar im Vorfeld davon, die Kultur versagt hat. Künstlerisches Tun, jedenfalls wenn es sich selbst ernst nimmt, zielt immer auf Differenzierung, Sensibilisierung, auf das Individuum und seine Kontaktnahmen zum Anderen. Das aber sind Begriffe, die auf beiden Seiten der Front keine Chance haben.
Sie werden von den kriegsführenden Parteien bekämpft wie ein schleichend unterminierendes Gift. Gefragt sind hingegen eine gewisse Portion an Dummheit, Formen der Abgestumpftheit, gleichgeschaltete Massengefühle. Hier sind dann Drohgebärden und Lügen („Der Präsident hat sich stets um den Frieden bemüht, jetzt müssen wir ihm siegen helfen. Es ist die Zeit des Hammers“, sagte zu Kriegsbeginn ein Kommandierender auf dem Flugzeugträger „Abraham Lincoln“) unproblematischer an den Mann zu bringen. Und auch die blauäugig besorgte Frage einer US-Journalistin, ob denn der anstehende Krieg durch den Einsatz von High-Tech nicht viel von seiner ehemaligen Romantik einbüße, hat im Umfeld solcher „Kriegskunst“ seinen festen Platz.
Krieg führt umfassend zu einer Faschisierung der Empfindenswelt, das dumme und primitive Argument hat Konjunktur und wird selbst in kritischen Debatten aufgewertet. Kultur wird durch Unkultur ersetzt. Kunst hat nur einen Weg: noch entschiedener weitermachen, nicht nachlassen im Bemühen, sich nicht vereinnahmen lassen von der grassierenden Nivellierung und Verflachung.