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Auf Seite 1 dieser Ausgabe findet sich ein diskussionswürdiger Beitrag von Klaus-Ernst Behne zur PISA-Studie. Eine der Folgen dieser vergleichenden Studie ist eine neu entflammte bildungspolitische Debatte in Deutschland. Bildungsreformer aus allen politischen Lagern fühlen ihre Stunde nahen. Man kann Behne nur zustimmen, wenn er sich wünscht, das aus dieser an sich erfreulichen Diskussion nicht voreilig falsche Schlüsse gezogen werden. Aus der Sicht von Musikern und Musikerziehern wäre es jedenfalls das Verkehrteste, jetzt Schule und Unterricht in leistungsorientierte Trainingslager umzufunktionieren. Welches Schicksal aber wird dem Kunst- und Musikunterricht blühen? Wird er gleich völlig abgeschafft oder liegt in der Krise gar die viel beschworene Chance?

Auf Seite 1 dieser Ausgabe findet sich ein diskussionswürdiger Beitrag von Klaus-Ernst Behne zur PISA-Studie. Eine der Folgen dieser vergleichenden Studie ist eine neu entflammte bildungspolitische Debatte in Deutschland. Bildungsreformer aus allen politischen Lagern fühlen ihre Stunde nahen. Man kann Behne nur zustimmen, wenn er sich wünscht, das aus dieser an sich erfreulichen Diskussion nicht voreilig falsche Schlüsse gezogen werden. Aus der Sicht von Musikern und Musikerziehern wäre es jedenfalls das Verkehrteste, jetzt Schule und Unterricht in leistungsorientierte Trainingslager umzufunktionieren. Welches Schicksal aber wird dem Kunst- und Musikunterricht blühen? Wird er gleich völlig abgeschafft oder liegt in der Krise gar die viel beschworene Chance? In Lehrerzimmern und Kultusministerien gibt es genug Reformideen. Sie reichen von „Musik als Vorrückungsfach weiter ausbauen“ bis hin zu europäischen Ansätzen. In Frankreich beispielsweise gab Erziehungsminister Jack Lang die Parole aus: „Kein junger Franzose darf mehr die Schule verlassen, ohne einem lebenden Künstler begegnet zu sein“. In der Praxis bedeutet das, dass seit dem Herbst 2001 in Grund- und Oberschulen 20.000 „PAC“ eingerichtet wurden. PAC ist die Abkürzung für „Kunst- und Kulturprojekte“, die ein freischaffender Künstler jeweils für ein Schuljahr leitet.

Mit einer bemerkenswerten Initiative, die freilich schon aus der Zeit „vor PISA“ entstand, ging jetzt das Bayerische Kultusministerium an die Öffentlichkeit. Mitte Januar trafen sich in München Vertreter von Ministerium, Schulen, Künstlerverbänden, Initiativen aus Literatur, bildender Kunst, Musik und Medien. Am Runden Tisch wurde der Entwurf für einen Kulturservice Bayern unter dem Arbeitstitel „transpher“ vorgestellt und diskutiert. Dieser soll als Werkzeug Kooperationen zwischen Kulturschaffenden und Schulen vermitteln.

Wollen die Schulbehörden mit einem Projekt wie diesem etwa Aufgaben der (schon längst viel zu wenigen) fest angestellten Musiklehrer outsourcen? Keinesfalls betonten die Verantwortlichen und wiesen diesen Verdacht weit von sich. Die Initiatoren wünschen sich „ein Angebot, das die Lehrer entlastet, Jugendliche motiviert und informiert und die Qualität von kultureller Bildung mit relativ wenig Aufwand und Kosten erheblich steigert.“ Man will damit aber nicht in Konkurrenz zu bereits bestehenden Kooperationen treten, sondern eben diese sowie neue Projekte zu einem „normalen, dauerhaften Bestandteil der schulischen Bildung“ werden lassen.

Macht man sich bewusst, dass in allen, also auch in CDU/CSU-regierten, Bundesländern Ganztages-Gymnasien ihren Betrieb aufnehmen werden – natürlich entschlackt vom Ideologieverdacht der Gesamtschule – und das die Ganztages-Grundschulen ebenfalls ins Haus stehen, dann gewinnt die Idee eines Kulturservice schnell an Überzeugungskraft.
Doch was hat man sich unter einem Kulturservice vorzustellen? Da hilft der viel beschworene Blick über den Gartenzaun weiter. Die anderen haben ihn nämlich schon längst. Allen voraus Österreich: Dort kann der österreichische Kulturservice (ÖKS) auf eine bereits 25-jährige Geschichte zurückblicken. Was Europa in Hinblick auf einen Kulturservice bereits tut, schilderte Erica Kubic, Generalsekretärin des European Network of Organisations for Children and Young People (EUnetART) dem Runden Tisch in München. Durch EUnetART erhalten über 100 Mitgliedsorganisationen aus 27 Ländern Beratung beim Durchführen internationaler Projekte und vor allem auch beim Beantragen der dazu nötigen EU-Gelder. Erica Kubic ist außerdem Projektkoordinatorin von Transmission Netherlands, einem holländischen Pilotprojekt, mit dem die EU gegen die wachsende Arbeitslosigkeit von Künstlern ankämpfen will. Kubic legte Wert darauf, dass Transmission nicht arbeitslose Künstler zu (preisgünstigen) Lehrern ausbilden will, sondern ihnen nur dabei hilft, effizient mit Lehrern und schulischen Einrichtungen zusammenzuarbeiten. Einig waren sich die eingeladenen Fachleute auch darin, dass es bei einem Kulturservice nicht darum gehen kann, zweit- oder gar drittklassige Künstler in Lohn und Brot zu setzen. Die Qualität der Künstler muss das entscheidende Kriterium für ihr Engagement sein. Offen blieb die Frage, welche Rolle beispielsweise die kommunalen Musikschulen im Serviceangebot spielen könnten. Denn für die Musikschule hat eine zeitliche Ausdehnung der allgemein bildenden Schule in die Nachmittagsstunden hinein konkrete Auswirkungen.

Nochmals zurück zum bayerischen Modell: Ein Kulturservice, so Studiendirektor H.C. Rainer Büchner, wäre durch ein Joint Venture zwischen Staat und Wirtschaft als eine noch zu gründende Stiftung Kulturelle Bildung Bayern („ARTES“) denkbar. In dieser bildeten Vertreter der Staatsregierung und der Wirtschaft den Vorstand. Unter diesem Dach könnten verschiedene Institutionen versammelt werden und die kulturelle Bildung in Schulen fördern. Geplant sind weiter je eine Personalstelle für Kunst und Musik, später für Medien sowie Theater und Tanz. Und das Ministerium legt ein zügiges Tempo bei der Umsetzung vor: Bereits im März sollen weitere konkrete Schritte geplant werden.

Ein Kooperationsmodell, das Zukunft haben kann: Die Schule verlässt die Enge und den Schutz des Klassenzimmers und öffnet sich der Welt von Kunst, Musik und Literatur. Kunst und Musik können hier womöglich eine Art Vorreiterrolle übernehmen: Warum soll ein Transfermodell nicht auch für andere Fächer denkbar sein? Die Musik- und Kunstlehrer sollten die Chance erkennen, die sich ihren arg gebeutelten Fächern hier eröffnet.

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